Eines wird in der Geschichtswissenschaft nie bestritten: die Jahrzehnten 1815 – 1871 bilden „keine von vornherein selbstverständliche historische Einheit“1, im Gegensatz zum Kaiserreich oder zur Weimarer Republik. Wie könnte man also diese vielfältige Epoche mit einem einzigen Analysemodell umfassen?
Zum Antwort zu dieser wesentlichen Frage nimmt Reinhard Rürup in Deutschland im 19. Jahrhundert 1815-1871 eine originelle Analyseorientierung ein. Im ersten Teil dieser Rezension wird studiert, welche diese Analyseorientierung ist, und welche Thesen sich daraus ergeben. Dann wird geschätzt, wie relevant die allgemeine Orientierung des Autors ist, und wie scharfsinnig die verschiedenen verfochtenen Thesen sind.
[...] von der Ständegesellschaft zur Klassengesellschaft“11), und dass die Eckpunkten der nationalen Frage (Entscheidung zugunsten des kleindeutschen Nationalstaates, Begriffbestimmung der deutschen Identität und des deutschen Territoriums) erklärt werden und 6 : Ibidem, Seite : Ibidem, Seite : Ibidem, Siehe Seite und 10 : Ibidem, Seite 18. II) Kritik der Analyse a. Kritik der allgemeinen Analysemethode Hier müssen zwei Aspekte der Analysemethode des Autors unterschieden werden: einerseits die gesellschaftliche Orientierung, und andererseits die Herausstellung langfristiger Tendenzen. Während R. Rürup eine gesellschaftliche Analyse dieser Epoche begünstigt, vernachlässigt er die politische Originalität des 19. Jahrhunderts in Deutschland, das heißt die Entstehung einer deutschen Nation. [...]
[...] Reinhard Rürup, Deutschland im 19. Jahrhundert 1815-1871 Kleine Vandenhoeck-Reihe, Göttingen Eines wird in der Geschichtswissenschaft nie bestritten: die Jahrzehnten 1815 1871 bilden „keine von vornherein selbstverständliche historische Einheit“1, im Gegensatz zum Kaiserreich oder zur Weimarer Republik. Wie könnte man also diese vielfältige Epoche mit einem einzigen Analysemodell umfassen? Zum Antwort zu dieser wesentlichen Frage nimmt Reinhard Rürup in Deutschland im 19. Jahrhundert 1815-1871 eine originelle Analyseorientierung ein. Im ersten Teil dieser Rezension wird studiert, welche diese Analyseorientierung ist, und welche Thesen sich daraus ergeben. [...]
[...] Rürup seine Analyse nicht nur nationalstaatlich, sondern eher gesellschaftlich. Tatsächlich könnte eine so breitere Analyseorientierung ermöglichen, die vielfältige Realität dieser Epoche besser zu ergreifen. Die Wahl dieser geschichtswissenschaftlichen Orientierung begründet sich dem Autor zufolge auf zwei verschiedenen Ebenen. Die erste Begründung der Relevanz einer gesellschaftlich orientierten Analyse ist mit dem Begriff „Liberalismus“ eng verbunden. Tatsächlich scheint relevanter zu sein, die allmähliche liberale Entwicklung der deutschen Gebiete gesellschaftlich zu betrachten, als nur nationalstaatlich. Der Begriff „Liberalismus“ entspricht nämlich gesellschaftlichen Bewegungen (das heißt zum Beispiel der Frage der „Revolution von und nicht nur einem Streben nach einem einheitlichen Nationalstaat. [...]
[...] Doch scheint also das Defizit an bürgerlich-demokratischen Elementen in der politischen Ordnung wirklich überraschend zu sein. Tatsächlich gehörten die politischen Eliten der deutschen Staaten (und vor allem Preußens) nicht zum Bürgertum, sondern zur Aristokratie. Selbst wenn der Autor diese paradoxe Frage entwirft Bürgertum verzichtet darauf, die Machtfrage zu stellen, und begnügt sich mit der Rolle eines politischen Juniorpartners.“18), antwortet er nicht wirklich eindeutig darauf. Besser wird dagegen erklärt, warum die bürgerliche Gesellschaft ohne einen Erfolg einer richtigen bürgerlichen Revolution entstanden ist19. Dieses zweite Paradox ist eng mit dem ersten verbunden. [...]
[...] Selbst wenn die Originalität der Analysemethode ihr Interesse macht, ist sie also nicht kritikfrei. Aber genauer, sind es Thesen in diesem Band, die durch eine andere Analyseorientierung besser erklärt worden hätten? 11: Ibidem, Seite 13. 12: Siehe vor allem J.G. Fichte, Reden an die deutsche Nation, 1806/07. 13: für die Relevanz dieses Begriffes im 19. Jahrhundert, siehe R. Rémond, Le XIXe siècle, l'ère de la démocratie, Seuil 14: R. Rürup, Deutschland im 19. Jahrhundert 1815 1871, VR, Seite 158 : „Liberalismus und bürgerliche Gesellschaft“. [...]
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