„Ein Liberaler, der nicht optimistisch ist, ein Skeptiker, der das herrischste und das dogmatischste System hat, ein Mensch ohne religiöses Gefühl, der sein ganzes Leben ein Buch über Religion geschrieben hat, und der sich ihr Ehre zu machen verschrieben hat, ein Mensch mit einer sehr schwachen Moralität, der sein ganzes politisches System auf dem Respekt vor dem moralischen Gesetz aufgebaut hat; und, weiterhin, ein Mensch mit einer wunderbaren Aufrichtigkeit des Gedankens und mit einer außergewöhnlichen Ungewissheit des Benehmens, dank seiner Intelligenz fast ein bedeutender Mann, beinahe ein Kind aus eigenem Willen, beinahe unterdurchschnittlich, weil er nie wusste, was er wollte, unendlich überdurchschnittlich, weil er anders als die meisten genau wusste, was er dachte; das sind nicht mehr Widersprüche als in jedem von uns, aber in einem Mann, der eine bedeutende Stellung hatte, eine brillante Karriere hingelegt und hinter sich einen tiefen Graben und Samen hinterlassen hat, die ein Studienobjekt von besonderem Interesse und eine Komplexität von Ideen und Gefühlen aufwerfen, deren Entwirrung sich seltsam gestaltet.“
So beschreibt Emile Faguet die vielschichtige, seltene und paradoxe Persönlichkeit Benjamin Constants, der oft als der „Lehrmeister der Freiheit“ betrachtet wird. Der Autor von „Adolphe“ war nicht nur einer der Wegbereiter der Romantik, sondern auch ein echter Historiker, ein politischer Theoretiker und ein bekannter Politiker. Sein Werk ist überhaupt nicht einheitlich, sondern äußerst verschiedenartig. Der Ehrgeiz spielte bei ihm eine entscheidende Rolle. Komme was wolle war der Motor seines Benehmens - hinter seinem übermäßigen politischen Opportunismus existierte dennoch eine echte Treue des Theoretikers zu seiner Doktrin. Am Ende seines Lebens sagte er, dass „er vierzig Jahre lang die gleichen Prinzipien verteidigt hat“. Es handelte sich in der Tat um „die Freiheit in allem, in Religion, in Philosophie, in Literatur, in Politik“. Aber was für eine Freiheit hat „der Erfinder des Liberalismus“ verfechtet? Worin besteht der Konzept der Freiheit Benjamin Constants und was bedeutet seine Feindseligkeit gegenüber der Theorie des Gesellschaftsvertrags bei Jean-Jacques Rousseau? Ist sein Denken Kontra-revolutionär? Zur Zeit der französischen Revolution waren solche Fragen sehr umstritten. Ist es denkbar, „die Revolution ohne Terror“ zu akzeptieren? Das Interesse einer solchen Frage ist nicht nur historisch, sondern auch sehr philosophisch. In der Tat standen zum Beispiel Robespierre, oder Baboeuf und de Maistre, Bonald oder Chateaubriand gegenüber. Für die einen musste der gemeinsame Wille absolut sein. Für die anderen war die Demokratie nicht nur schimärisch oder unmachbar, sondern auch gefährlich. Dementsprechend waren sowohl Republikaner als auch Kontrarevolutionäre der Ansicht, dass die Revolution mit dem Terror gebunden war. Jedoch war Benjamin Constant damit nicht einverstanden. Er war der Ansicht, dass die Trennung zwischen den politischen Forderungen der Revolution und dem jakobinischen Abgleiten in den Terror absolut machbar war.
Im Folgenden soll in drei Schritten vorgegangen werden: zunächst soll Constants besondere Philosophie der Geschichte beleuchtet werden, durch die seine „Freiheit der Moderne“ erklärt werden kann. Schließlich soll auch die Organisation der Macht, die diese neue Freiheit erlauben sollte, näher erläutert werden.
[...] Seine Souveränität ist begrenzt. Selten übt er seine Souveränität aus. Aber es handelt sich um einen Verzicht darauf, nicht um eine Beschränkung. Der Grund dafür besteht in der Kombination von drei Elementen: zum einem die Ausdehnung der Länder. Das heißt, dass desto größer ein Land wird, desto schwächer ist der Einfluss des Bürgers auf die Politik seines Landes. Zum anderem das Ende der Sklaverei: freie Menschen sind für die Politik und die Ausübung ihrer Souveränität nicht so verfügbar wie in der Antike. [...]
[...] Die Bevölkerung muss die Möglichkeit haben, ihre Vertreter zu kontrollieren. Die Mandate dürfen nicht zu lang sein, damit das Volk seine Mediatisierung wechseln kann. Dazu ist eine „neutrale Gewalt“ notwendig. Die Notwendigkeit einer „neutralen Gewalt“[20] Etwas Ähnliches wie ein Schiedsrichter zwischen der Vertretung und dem Volk ist notwendig. Es handelt sich um eine bewahrende Gewalt, die ein gutes Funktionieren des repräsentativen Systems erlaubt. Zwar dachte Constant hier an den König, aber dieser Begriff ist nah an den Ideen Sieyès Der Pfarrer glaubte, dass ein „jury constitutionnaire“ notwendig war, um das Gleichgewicht zwischen den Institutionen zu garantieren. [...]
[...] Jedoch war Benjamin Constant damit nicht einverstanden. Er war der Ansicht, dass die Trennung zwischen den politischen Forderungen der Revolution und dem jakobinischen Abgleiten in den Terror absolut machbar war. Im Folgenden soll in drei Schritten vorgegangen werden: zunächst soll Constants besondere Philosophie der Geschichte beleuchtet werden, durch die seine „Freiheit der Moderne“ erklärt werden kann. Schließlich soll auch die Organisation der Macht, die diese neue Freiheit erlauben sollte, näher erläutert werden. Seine Philosophie der Geschichte Wenn das Denken Benjamin Constants nicht historisch ist, hat dennoch die Geschichte einen Sinn. [...]
[...] Hier spielt noch einmal die Geschichte eine entscheidende Rolle im Denken Constants. Dort, wo die individuelle Unabhängigkeit beginnt, verschwindet die Gerichtsbarkeit der sozialen Gewalt, weil sich die Zeiten ändern. Die Rechte des Individuums hängen nicht von seiner sozialen Macht ab. Deswegen sind die politische Freiheit und die private Autonomie so stark voneinander getrennt. Die zweite braucht nicht die erste. Doch welches politische System ist damit vereinbar? Die Frage der Verfassung „Zwischen der konstitutionellen Monarchie und der Republik besteht der Unterschied in der Form. [...]
[...] Die politischen Freiheiten bleiben dennoch eine Garantie des Genuss' der privaten Unabhängigkeit. Der vitale Ausgleich zwischen privaten Unabhängigkeit“ und den politischen Freiheiten In der Tat prangert Benjamin Constant die Ächtung Athens und die Zensur Roms an, weil viele Revolutionäre davon träumten. Das wäre unwirksam und unerträglich. So verteidigt er den Respekt vor den Formen, der eine Garantie der Erhaltung der Freiheit der Moderne ist. Die politische Freiheit ist deshalb notwendig, da sie auf Prinzipien basiert, die unvergänglich und zeitlos sind. [...]
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