Am Ende der Pariser Kommune schien die politische und soziale Lage Frankreichs überhaupt nicht günstig für die Errichtung einer Dritten Republik. Erstens war ein Grossteil des Landes im Schutt und Asche wegen des Krieges gegen Preußen. Zweitens wurde am 8. Februar 1871 eine Nationalversammlung gewählt, deren Mehrheit monarchistisch war, und die infolgedessen die Republik unbedingt ablehnte. Drittens musste die Ordnung nach der Pariser Kommune wiederhergestellt werden, was logischerweise ein starkes bzw. autoritäres Regime erforderte. Doch trotz allen diesen Hindernissen wurde sechs Jahre später eine parlamentarische Republik errichtet. Es besteht hier ein wichtiges geschichtswissenschaftliches Paradox, deren Auflösung die Historiker durch verschiedene Analyseorientierungen versucht haben. Der berühmte französischen Historiker René Rémond stellt dieses Paradox folgendermaßen: „[Ceci] pose à l'historien deux questions majeurs […] : pourquoi cette Assemblée, qui a les mains libres à partir de juin 1871, a-t-elle attendu quatre ans pour donner enfin à la France un régime durable ? La seconde a trait à la nature de ce régime ; elle n'est pas moins déconcertante : comment une Assemblée dont les convictions royalistes sont éclatantes […] a-t-elle pu, au terme de ce long processus, instituer la République ? » .
In Beziehung auf René Rémonds Analyseorientierung wird unsere Fragestellung folgende: Warum kam es zu einem politischen Provisorium, das von 1871 bis 1874 gedauert hat? Unter welchen Umständen scheiterte eine neue Restauration und errichtete sich eine parlamentarische Republik am Ende des betrachteten Zeitraums?
Infolge dieser Fragestellung unterscheidet unser Analysemodell zwischen zwei Zeiträume. Daher skizziert der inhaltliche Teil dieser Analyse einleitend die Stärkung eines dauernden republikanischen Provisoriums von 1871 bis 1874. Ein zweiter Abschnitt stellt die Umstände der Errichtung der parlamentarischen Republik von 1874 bis 1877 dar.
[...] Einerseits brachte die „Wallon Abänderung“ keine Neuerung, denn der Ausdruck „Président de la République“ schon im Rivet Gesetz vom 31. August 1871 erwähnt wurde. Deshalb betrachten einige Historiker, wie P. Bouju und H. Dubois, sie nur als Kleinigkeit: „[l'amendement Wallon] ne peut pas être regardé comme un moment de notre histoire“[15]. Andererseits war das Rivet Gesetz nur als vorläufig betrachtet, während die Wallon Abänderung endgültig war. Zudem war der Präsident der Republik im Rivet Gesetz keine Institution, sondern nur eine Person, denn dieses Gesetz erwähnte A. [...]
[...] Die Legitimisten befürworteten lediglich eine Rückkehr zum Ancien Régime, und verlangten die Rückkehr der Bourbonen zu dieser Zeit Henri Graf von Chambord auf den Thron. Die Orleanisten waren viel gemäßigter, und wollten nicht auf die überwiegende Mehrheit der Errungenschaft der Revolution verzichten. Sie befürworteten die Rückkehr des Grafs von Paris auf den Thron. Das Haupthindernis zur Restauration war der Verzicht des Grafs von Chambord, die Trikolore als Fahne Frankreichs zu behalten. Er stellte nämlich mehrfach als Voraussetzung zu seiner Thronbesteigung die Übernahme der weißen Fahne, was die Orleanisten unbedingt ablehnten. [...]
[...] Dann kam Thiers Gambetta näher. Am 13. November 1872 erklärte er sich öffentlich für die Republik: République existe [ vouloir autre chose serait une nouvelle révolution, et la plus redoutable de toutes“[7]. Dennoch befürwortet er eine konservative Republik: République sera conservatrice ou ne sera pas“. Wegen des Rivet Gesetzes war also Thiers zugleich Staatsoberhaupt, Regierungschef, und blieb Abgeordnete der Nationalversammlung. Diese erhebliche Macht verwand er darauf, das Land wiederzuerstärken. Im Juni 1872 setzte er eine Staatsanleihe um, um die Kriegsreparationen zu Preußen zu zahlen. [...]
[...] Die Errichtung der Dritte Republik Am Ende der Pariser Kommune schien die politische und soziale Lage Frankreichs überhaupt nicht günstig für die Errichtung einer Dritten Republik. Erstens war ein Grossteil des Landes im Schutt und Asche wegen des Krieges gegen Preußen. Zweitens wurde am 8. Februar 1871 eine Nationalversammlung gewählt, deren Mehrheit monarchistisch war, und die infolgedessen die Republik unbedingt ablehnte. Drittens musste die Ordnung nach der Pariser Kommune wiederhergestellt werden, was logischerweise ein starkes bzw. autoritäres Regime erforderte. Doch trotz allen diesen Hindernissen wurde sechs Jahre später eine parlamentarische Republik errichtet. [...]
[...] Plötzlich schien die Konstellation günstig für die endgültige Errichtung der Republik. II) 1874 1877 : die institutionelle Errichtung der parlamentarischen Republik Die 1874 entstandene parlamentarische Mehrheit gelang es die Republik institutionell zu errichten. Am 16. Mai 1877 kannte die junge Republik ihre erste Krise; dies stärkte ihren parlamentarischen Wesenzug: „Avec la crise du 16 mai, la République devient véritablement parlementaire“[12]. a. Die Wallon Abänderung und die Verfassungsgesetze Erst im Mai 1974 bildete sich also eine für die Republik günstige Mehrheit in der Nationalversammlung. [...]
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