In der Geschichtswissenschaft wird unter dem Begriff Weg zur deutschen Teilung den Prozess gemeint, der von der Potsdamer Konferenz im Juli 1945 bis zur Errichtung zwei unterschiedlicher Staaten in Mai-Oktober 1949 führt. Dieser Prozess war nicht einförmig, denn er kannte Beschleunigungen sowie Verlangsamungen, Höhepunkte und Phasen der Entspannung. Eines ist klar: Die Berlin-Blockade, die vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 stattfand, war einer der gespannten Höhepunkte dieses Prozesses. Stellt sich dann die Frage der genauen Situierung dieses Höhepunkts auf der vierjährigen Linie, die zur deutschen Teilung führt. Tatsächlich ist bei der Überschrift unseres Themas – Die Berlin-Blockade und der Weg zur deutschen Teilung – das Bindewort und besonders wichtig, denn es fordert uns zum Erforschen der genauen Verbindung zwischen dem Weg zur deutschen Teilung einerseits und der Berlin-Blockade andererseits. Die Frage, auf die unsere Analyse sich konzentrieren muss, ist also folgende: Welcher Punkt stellt die Blockade im langen der Linie des Weges zur deutschen Teilung dar? Was bedeutete sie für diesen Prozess: machte sie ihn rückgängig, oder ganz im Gegenteil unumkehrbar?
Die These, die in dieser Analyse vertreten wird, ist im Bezug auf diese Frage folgende: Die Blockade stellte genau den Zeitpunkt dar, in dem dieser Prozess unumkehrbar wurde. Vor der Blockade war zwar schon ein Klima wachsender Spannung zwischen den Besatzungsmächten über die Berliner Frage zu verzeichnen. Doch der Weg zur deutschen Teilung war zu dieser Zeit keinesfalls unumkehrbar; der Spaltungsprozess zeichnete sich ab, doch war nicht von den Siegermächten als unvermeidlich empfunden. Genau aus diesem Grund dachte Stalin, dass er durch die Blockade die Weststaatsgründung hemmen könnte. Erst mit der Blockade wurde klar, dass der Westen seinen Kurs in der Deutschlandpolitik nicht ändern würde, und dass die Beziehungen zwischen den Besatzungsmächten sich so entwickelt hatten, dass die deutsche Teilung unvermeidlich geworden war. Deswegen kann man die Blockade als „Auslöser der deutschen Teilung“ bezeichnen.
Jetzt können wir unsere Fragestellung präziser formulieren: Inwiefern ist der Weg zur deutschen Teilung wegen der Berlin-Blockade unumkehrbar geworden?
Bevor wir mit der geschichtswissenschaftlichen Analyse selbst beginnen, muss noch eine Besonderheit unserer Analyseorientierung hervorgehoben werden. Tatsächlich hat unsere Fragestellung zur Folge, dass der Blickwinkel der Beziehungen zwischen den Besatzungsmächten begünstigt werden muss, denn wir erforschen hier inwiefern die Blockade zur Schaffung zwei verschiedener Staaten durch die Besatzungsmächte führte. Deswegen werden in der Analyse die rein technischen Aspekte der Blockade, wie z.B. die Entwicklung der Kohlenversorgung bei der Luftbrücke bewusst vernachlässigt: wenn man sich mit der Verbindung zwischen der Blockade als historisches Ereignis und dem Weg zur deutschen Teilung beschäftigt, sind diese technischen Daten überwiegend irrelevant.
Aus unserer Fragestellung ergibt sich folgende Gliederung: Erstens wird auf die Ost-West Gegensätze als Ursachen der Blockade fokussiert: Stalin will die Rückgangsmöglichkeiten des Kurs der Deutschlandpolitik der Westmächte testen. Dann wird die Verschärfung der Auseinandersetzung zwischen den Besatzungsmächten während der Blockade selbst erforscht: Der Weg zur deutschen Teilung wird unumkehrbar. Letztlich wird auf die Umstände des Endes der Blockade und ihre Folgen fokussiert, wonach die Blockade der Auslöser der deutschen Teilung zu sein scheint.
[...] Die Operation Plain Fare der britischen Luftwaffe folgte zwei Tage später. Die Franzosen errichteten für die Luftbrücke den Flughafen Tegel. Das propagandistische Streben nach Geniestreiche muss auch in der Entscheidung zugunsten der Luftbrücke nicht unterschätzt werden: Die Tonnagen stiegen ungeheuer rasch zu : am 7. Juli waren zum ersten Mal 1000 Tonen Güter innerhalb 24 Stunden geliefert, und im Januar 1949 waren es 7000 Tonen. Laut dem Historiker Wolfgang Benz „entsprach [dies] aber nicht nur dem Sportgeist der Amerikaner und Engländer; die Transportrekorde waren auch vorzügliche Waffen im Propagandakrieg zwischen der Sowjetunion und den Westmächten, der um die Bevölkerung Berlins ausgetragen wurde“[9]. [...]
[...] Eines ist klar: Die Berlin-Blockade, die vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 stattfand, war einer der gespannten Höhepunkte dieses Prozesses. Stellt sich dann die Frage der genauen Situierung dieses Höhepunkts auf der vierjährigen Linie, die zur deutschen Teilung führt. Tatsächlich ist bei der Überschrift unseres Themas Die Berlin-Blockade und der Weg zur deutschen Teilung das Bindewort und besonders wichtig, denn es fordert uns zum Erforschen der genauen Verbindung zwischen dem Weg zur deutschen Teilung einerseits und der Berlin-Blockade andererseits. [...]
[...] Doch dieser Vorstoß mündete wegen der Sowjets nicht. Die Verlassung des Kontrollrates und der Berliner Kommandantur durch die SU Nach diesem ersten Zeichen der Ost-West Gegensätze über die Berliner Frage verschärften sich die Beziehungen zwischen der Besatzungsmächten weiter. Aus Protest gegen die Empfehlungen der Londoner Sechsmächtekonferenz, die klar einen wichtigen Schritt in Richtung der deutschen Teilung machten, verließ der sowjetische Vertreter am 20. März den Alliierten Kontrollrat, die höchste Regierungsgewalt in Deutschland. Am 16. Juni verließ die Sowjetunion dann auch die Berliner Alliierte Kommandantur, das entsprechende Gremium für die Viersektorenstadt Berlin, das dem Alliierten Kontrollrat unterstellt war. [...]
[...] Die Blockade wäre also Stalins Auffassung nach die letzte Chance, den Weg zur Weststaatsgründung zu stoppen. Daher kann man sagen, dass der weg zur deutschen Teilung, zumindest in den Köpfen der sowjetischen Besatzungsmacht, vor der Berlin-Blockade noch nicht unumkehrbar war. Erst während der Machtprobe, die ab dem 24. Juli anfängt, erweist sich dieser Spaltungsprozess als unvermeidlich. II) Die Verschärfung der Auseinandersetzung zwischen den Besatzungsmächten während der Blockade: Der Weg zur deutschen Teilung wird unumkehrbar Nach dem Anfang der Blockade wurde zum ersten Mal klar, dass der Weg zur deutschen Teilung unumkehrbar geworden war. [...]
[...] Der Weg zur deutschen Teilung hatte begonnen. Doch wesentlich ist, dass der Spaltungsprozess zu dieser Zeit noch nicht als unumkehrbar empfunden war. Tatsächlich entstand im Mai 1948 ein vom britischen Militärgouverneur Sir Robertson erarbeitete Plan gekannt als der „Robertson-Plan“ zum Verhindern der Teilung Deutschlands. Deswegen schrieb der Historiker Rolf Steininger: Londoner Beschlüsse waren Ausdruck der angloamerikanischen Entschlossenheit, in der Deutschlandpolitik eigene Wege zu gehen und das bedeutete die Teilung Deutschlands auf nicht absehbare Zeit. Und dennoch, wenn es damals überhaupt noch eine wenn auch so minimale Chance gab, die endgültige Spaltung zu verhindern, dann hat es sie im Sommer 1948 gegeben“[2]. [...]
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