Am 19. März 2003 erklärte US-Präsident Bush dem Irak den Krieg. Die Operation Iraqi Freedom beginnt schon einen Tag später – allerdings kämpft die „Koalition der Willigen“ unter Führung der USA ohne UN-Resolution. Inwiefern helfen uns die aktuellen Theorien der internationalen Beziehungen zu verstehen, warum sich Großbritannien, nicht aber Deutschland an der Koalition der Willigen beteiligt hat? Wir werden zunächst die Grundannahmen dieser Theorien kurz beschreiben, um diese dann auf das empirische Beispiel des irakischen Kriegs anzuwenden.
[...] Dies wird zum Beispiel deutlich, als Gerhard Schröder in seiner Rede vom 5. August 2002 in Hannover eine deutsche Unterstützung jeglicher Art (ob militärisch oder finanziell) für ein „abenteuerliches“ Eingreifen im Irak ablehnte: haben uns nicht gescheut, im Kampf gegen den Terrorismus internationale Solidarität zu üben. [ ] Aber eines sagen wir genauso selbstbewusst: Für Abenteuer stehen wir nicht zur Verfügung“. Diese extreme Position Deutschlands stellte ein Schlüsselelement der deutsch-französischen Politik wieder in Frage: Während des 79. deutsch-französischen Gipfels, der am 30. [...]
[...] Was führte diese angeblich eng zusammenarbeitenden Länder zu solchen Meinungsdivergenzen, und wieso war es ihnen trotz der Zugehörigkeit zu einem mächtigen Staatenverbund wie der Europäischen Union unmöglich, eine gemeinsame Politik zu verfolgen? Die Position Deutschlands ist auf eine Vielfalt unterschiedlicher Faktoren zurückzuführen, von innerstaatlichen Interessen bis zum Einfluss internationaler Organisationen Europäische Union, UNO: United Nations Organisation). Die geschichtlich-politische Lage in der Bundesrepublik erschafft andere Prioritäten als allein die eigene Sicherheit des Staates: Konform mit dem Institutionalismus, strebt Deutschland nach internationalem Frieden und globaler Wohlfahrt. [...]
[...] Métailié Said Edward William, Judt Tony, Said Wadie E.: D'Oslo à l'Irak, Paris : Fayard Henrotin, Joseph: Au risque du chaos: leçons politiques et stratégiques de la guerre d'Irak, Paris: A. [...]
[...] Aus diesem Grund bevorzugt der Liberalismus demokratische Regierungen, die auch zur Kooperation als fähiger betrachtet werden als andere Herrschaftsformen. Die vierte Theorie, mit der wir uns befassen werden, ist eindeutig die komplexeste von allen: Der Konstruktivismus versucht nämlich internationale Beziehungen etwas tief greifender zu erklären, indem er die sozialen Prozesse analysiert, aus der diese Beziehungen entstehen. Ausgangspunkt des Konstruktivismus ist die Behauptung, dass die Realität kein Gesetz der Natur ist, sondern wohl eher durch Interaktionen zwischen Individuen oder Gesellschaften aufgebaut wird. [...]
[...] Dies war damals Position Deutschlands“ und dies war auch Position Frankreichs“ (Pressemitteilung vom französischen Präsidenten Jacques Chirac am Tag des Treffens). Durch diese Zwietracht gelingt es Deutschland, seine Unabhängigkeit von Frankreich zu verdeutlichen, ohne dafür die ganze deutsch-französische Kooperation gründlich zu destabilisieren. Dass diese Rede von Gerard Schröder, am 5. August 2002 in Hannover, mit dem Auftakt zur Bundestagswahl gleichzeitig kam, ist auch nicht ohne Bedeutung gewesen. Die deutsche Kultur, was die Gewaltanwendung betrifft, unterscheidet sich stark von der US-amerikanischen: In der Geschichte hat die radikale Politik der nazistischen Regierung eine verhängnisvolle Erinnerung in der deutschen Gesellschaft hinterlassen, und wurde während der Nürnberger Prozesse verurteilt. [...]
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