Von europäischer Kulturpolitik zu sprechen stellt auf Anhieb ein Definitionsproblem. Zuallererst, wie wir es in der ersten Sitzung festgestellt hatten, ist der Begriff Kultur selbst schwer zu einzugrenzen. Es gibt unzählige Kulturdefinitionen. In einem weiteren Sinne ist Kultur die „Gesamtheit der erlernten Verhaltensweisen und der übernommenen Einstellungen, Wertesysteme und Kenntnisse (...), die von Mitgliedern einer Großgruppe geteilt und tradiert werden. ‚Kultur‘ ist sowohl Ausdruck als auch Bedingungsstruktur für das Verhalten der Mitglieder einer bestimmten Gesellschaft.“ So scheint es, dass alles, was zur Zivilisation gehört, im Gegensatz zum Naturzustand im Zusammenhang mit der Kultur gesehen werden kann. Im Englischen bezeichnet der Begriff „culture“ nach Oxford´s Dictionary „the way people live“ – das heißt die Art und Weise wie Menschen leben. Es findet sich hier also eine Definition, die genauso umfangreich ist.
Eine andere interessante Definition stammt von Geert Hofstede. In seinem Werk "Kulturen und Organisationen" (1991) nennt Hofstede Kultur "die Software des Geistes". « Entsprechend dieser Ansicht ist Kultur die mentale Programmierung, die jedes Mitglied einer gegebenen Gemeinschaft, Organisation oder Gruppe erlebt und entsprechend der er voraussichtlich folgerichtig handeln wird. Kultur so verstanden enthält eine Menge "alltäglicher und gewöhnlicher Dinge des Lebens: begrüßen, essen, zeigen oder verbergen von Emotionen, Körperabstand zu anderen, lieben oder Körperhygiene"”
Konkreter aber nicht viel weniger weit versteht man unter der Kultur eines Volkes folgende Bereiche: Sprache, Literatur, Geschichte, Religion und Ethik, Kunst, Wirtschaft, Wissenschaft, Rechtsprechung.”
Wenn man unter dem Begriff europäische Kulturpolitik das Auftauchen eines neuen Begriffs, dass heißt eine besondere Kultur mit Europa als Rahmen versteht, stellt sich noch ein anderes Problem angesichts der Vielfalt der europäischen Länder in diesem Bereich. Unterscheiden sie sich doch gerade durch ihre eigene Sprache, Wirtschaft, Rechtbesprechung usw. voneinander.
Nicht deutlicher sind die Grenzen Europas. Welche Ländern sollte eine europäische Kultur einschließen? Die Debatte um den Beitritt der Türkei in die EU oder der Bezug auf ein christliches Erbe zeigen die Schwierigkeiten, klare Grenzen und einheitliche Kriterien zu zeichnen.
So stellt sich vor dem Versuch, eine europäische Kultur zu beschreiben oder zu definieren, eine Frage: kann man überhaupt von einer europäischen Kulturpolitik sprechen?
Und weiter: wenn dieser Begriff so unklar, ja sogar umstritten ist: warum spricht man überhaupt von einer europäischen Kulturpolitik?
Vielleicht liegt die Antwort mehr in der Wichtigkeit der Kultur für Europa als in seiner Definition.
Um den Begriff europäische Kulturpolitik zu verstehen, wie dieser vom Europarat und von der Europäischen Gemeinschaft definiert wurde, sollte zunächst ein geschichtlicher Überblick geschaffen werden.
Der Ursprung für die Bezeichnung „Europäische Kulturpolitik“, im Sinne von Politik für Kultur beziehungsweise einer Kultur-Politik, liegt im Europarat, weshalb man sich als erstes auf diesen beziehen sollte.
[...] Die Einleitungspunkte des Beschlusses heben hervor, dass Kultur nicht mehr bloß bei der Wirtschaft Stellenwert hatte, sondern ist jetzt ein Faktor sui generis der Gemeinschaft”, “Kunst und Kultur ( ) sind wesentliche Bestandteile der europäischen Integration”. Die 15 Staats- und Regierungschefs haben bei dieser Gelegenheit hervorgehoben, dass europäischen Einigung auch das Bewusstsein der kulturellen Zusammengehörigkeit gehört. Deshalb fordert die Europäische Union die kulturelle Zusammenarbeit und den Kulturaustausch. Erst nach fünf Jahren konnte ein europäisch gemeinsamer Kulturraum entwickelt und erzielt werden. [...]
[...] Wenn man sich einen Satz von Arc et Senans merken sollte, ist es folgender: «Kulturpolitik kommt ohne ethische Begründung nicht aus”. Dieser Satz hat die Orientierung der Kulturpolitik bis heute geprägt. Das Arc et Senans Kolloquium nahm viel Einfluss auf das Ergebnis der Gipfelkonferenz des Europäischen Rates von 1973 in Kopenhagen. Die Staats- und Regierungschefs haben dort ein Dokument über die europäische Identität verabschiedet. Darüber hinaus wurden 1976 von den europäischen Kulturministern wesentliche kulturpolitische Prinzipien beschlossen, die stark vom Arc et Senans geprägt sind. [...]
[...] Und weiter: wenn dieser Begriff so unklar, ja sogar umstritten ist: warum spricht man überhaupt von einer europäischen Kulturpolitik? Vielleicht liegt die Antwort mehr in der Wichtigkeit der Kultur für Europa als in seiner Definition. Um den Begriff europäische Kulturpolitik zu verstehen, wie dieser vom Europarat und von der Europäischen Gemeinschaft definiert wurde, sollte zunächst ein geschichtlicher Überblick geschaffen werden. Der Ursprung für die Bezeichnung „Europäische Kulturpolitik“, im Sinne von Politik für Kultur beziehungsweise einer Kultur-Politik, liegt im Europarat, weshalb man sich als erstes auf diesen beziehen sollte. [...]
[...] Schlimmer scheint jedoch die Haltung der Kommission gegenüber der Kultur zu sein: “Kultur [sei] von der Kommission offenbar noch immer als Leichtgewicht verstanden”.[21] Tatsächlich entspricht das hohe Niveau der Verfassung für Europa keineswegs der Vorlage der Kommission für eine künftige Kulturpolitik der EU. Sie bleibt einer bloßen Summierung der Programme, lässt keine Konturen eines kulturpolitischen Konzepts erkennen und ignoriert jegliche Zukunftsvision”.[22] Dieser Bemerkung zum Trotzt, ist die Europäische Zusammenarbeit im Bereich Kultur fest eingeleitet. Schlussfolgerung Diese Arbeit hat nicht zu einer eindeutigen Definition der europäischen Kulturpolitik geführt. Es wurde deutlich, dass die EU selbst es vermeidet eine theoretische Definition festzulegen. [...]
[...] Es geht dabei nicht um Ersetzung nationaler Kulturpolitik, sondern vielmehr darum ihr eine zusätzliche europäische Dimension zu verleihen. Es ist auch keine elitäre Kultur. Es geht nicht um die Förderung einer prestigeträchtigen Kultur als Vehikel zur Selbstdarstellung der Gemeinschaft, sondern um die Schaffung einer europäischen Identität der Vielfalt und um die Berücksichtigung der kulturellen Dimension in allen Politiken und Programmen der Gemeinschaft Besondere kulturelle Veranstaltungen mit europäischer und internationaler Ausstrahlung sind von herausragender Bedeutung, da diese dazu beitragen, dass das Gefühl der Zugehörigkeit zu ein und derselben Gemeinschaft stärker ins bisherige Bewusstsein rückt. [...]
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