Was ist ein Stadion?
Das Wort Stadion hat für jeden Sportfan oder Zuschauer zwei Bedeutungen: das ist erstens der Ort, wo Sport getrieben wird, d.h. ein Gebäude mit einer bestimmten Architektur und mit besonderen Sportsanlagen. Stadien werden in diesem Zusammenhang als Kunstwerke und technologische Werke betrachtet. Wir werden im ersten Teil sehen, dass mit der Entwicklung der olympischen Spiele und der Weltmeisterschaften der Aufbau von riesigen Stadien einen Wettbewerb zwischen den Ländern ausgelöst hat. Je schöner und größer die Gebäude sind, desto starker und dynamischer das Land ist.
Zweitens ist auch das Stadion ein Ort mit einer außergewöhnlichen Stimmung. Stefan Jacob: „Inmitten Tausender von Akteuren laufen hier Einheimische neben Fremden, Industriemanager neben Sozialhilfeempfänger, Professoren neben Studenten, christliche Politiker neben Sozialisten, Polizisten neben Demonstranten, Feministinnen neben Hausfrauen und Rechtsradikale neben Asylanten, d.h. es ergeben sich für die Dauer des Ereignisses sozialutopische Konstellation , wie sie sonst nur die Literatur hervorbringt.“
In einem Stadion werden für eine kurze Zeit vielfältige und verschiedenste Menschen zusammen dieselbe Mannschaft unterstützen; in einem Stadion kann man also den Ausdruck eines gemeinsamen Identitätsgefühls feststellen; die Idee einiger Politiker ist, dieses Gefühl zu benutzen, um das Nationalbewusstsein zu entfachen. Wir werden im zweiten Teil dieses Referats sehen, wie von einer kindlichen Euphorie ein nationales Gefühl entstehen kann, und wie Stadien zur politischen Schauplätzen geworden sind.
[...] Sportstadien als Beweis einer blühenden Nation und eines starken Staates 1. Sportstadien als Kunstwerke: Architektur und nationale Symbole Erstens muss unterstrichen werden, dass das Bemühen von Architekten, für öffentliche Wettkämpfe oder sportliche Betätigung einen angemessenen baulichen Rahmen zu schaffen, eine lange Tradition hat. Der Aufbau solcher Gebäude entspricht der jeweiligen kulturellen und gesellschaftlichen Situation. In der Antike hat das Stadion eine religiöse Funktion, zwar war es dem Tempel untergeordnet, aber Sport treiben war eine Verehrung des Zeus. Stadien hatten also ursprünglich nichts mit der Nation zu tun, sondern mit der Religion. [...]
[...] Man hat tagelang darüber geredet, obwohl wir ja schon wissen, dass die Stadien keine politischen Orte sind, und dass die Fußballfans nicht die Klügsten sind. Zum Schluss möchte ich zwei Bemerkungen machen. Erstens möchte ich die Arbeiten Journalisten aus Italien (dem Land der ersten Stadien) erwähnen, die sich gefragt haben, wie das Stadion des XXI. Jahrhunderts aussehen könnte. Sie vermuten, dass die Stadien sehr klein werden (ungefähr 2000 Plätze), mit Fernsehgeräte überall im Stadion, um die kleinsten Details zu sehen. Aber der Spektakel wäre nicht mehr im Stadion zu finden, sondern vor den Fernsehapparaten außerhalb des Stadions, wo gefeiert würde. [...]
[...] Als die Koreaner die Fußball Weltmeisterschaft 2002 organisiert haben, wussten sie, dass ihre 10 neugebauten Stadien das einzige Bild von Korea bleiben würden, das die Touristen (besonders die Fussballfans aus Europa) und die 1,5 Milliarden Fernsehzuschauer bewahren würden. Wirksamer als irgendwelche Werbungskampagne oder diplomatische Besprechungen trugen hier die Stadien zur Verbesserung oder Verschlechterung des koreanischen Images (in diesem Fall eben zur Verschlechterung). Durch den Aufbau von modernen Sportstadien will jedes Land seine Modernität und technologische Überlegenheit beweisen. Sportstadien als national Symbolstätten dienen zuerst zur Darstellung der Landes, und manchmal besser als diplomatische oder konsularische Vertretung. Nun sehen wir, wie diese Gebäude den nationalen Stolz oder das Nationalgefühl entfachen können, und wie sie politisch benutzt werden. II. [...]
[...] Ziel war ja, den anderen Ländern zu zeigen, dass die Faschisten die schönsten monumentalsten und beeindruckendsten Stadien aufbauen konnten Sportstadien als moderne Gebäude : die Technologie im Dienste der Nation Die technologischen Fortschritte spielen auch eine wesentliche Rolle in dem Wettbewerb zwischen den Nationen. Die Architektur der Gebäude sind nebensächlich im Vergleich zu dem Streben nach technologischer Modernität. Wichtig ist hier, die Olympischen Spiele von 1972 in München zu erwähnen. Die ganze Stadt wurde praktisch neu aufgebaut, mit erneuten Sportstätten. Als Zeichen der Modernität ist die Arbeit des Architekten Frei Otto: nämlich die Überdachung der Hauptsportstätten. Bei den folgenden Olympischen Spielen hat es kaum architektonische Aktivitäten solches Ausmaßes gegeben, bis 1992 in Barcelona. [...]
[...] Erst mit den modernen Olympischen Spielen sah man das Stadion als ein nationales Symbol. Denn zunächst standen die modernen Olympischen Spiele im Gegensatz zu den Spielen der Antike ganz im Zeichen des Nationalen. Man sagt zum Beispiel in Paris 1924 für die Öffnungszeremonie der Olympischen Spiele: cérémonie d'ouverture fut grandiose, digne de son objet, digne de Paris et de la France“. Die Organisation eines großen Sportereignisses konnte ein Engagement, d.h. praktisch die politische Linie des eigenen Landes zeigen. Das Berliner Olympiastadion gilt als der erste politische Aufbau eines Stadions. [...]
Source aux normes APA
Pour votre bibliographieLecture en ligne
avec notre liseuse dédiée !Contenu vérifié
par notre comité de lecture