Der Begriff des sozialen Kapitals in der Soziologie ist grundlegend durch die Konzepte der Soziologen Pierre Bourdieu und James Coleman gekennzeichnet. Wenn beide ihre Untersuchungen auf Individuen oder kleine Gruppen basieren, unterscheiden sich doch in einigen Punkten . Es erscheint wichtig, wenn der Begriff des sozialen Kapitals benutzt wird, beide Soziologen heranzuziehen, einerseits weil sie soziales Kapital nicht genau gleich konzipieren und auch weil Bourdieu sich leider nur sehr wenig zu seinem Verständnis von sozialem Kapital geäußert hat. Die wenigen Seiten, in denen er sein Konzept des sozialen Kapitals vorstellt, sind dennoch sehr aufschlussreich.
Diese beiden Konzepte werden aber nicht nur auf theoretischer Ebene erläutert, sondern konkret an einem Forschungsobjekt prüfen. Dieses Forschungsobjekt soll Couchsurfing.com sein. Couchsurfing ist ein effizientes , internetbasiertes Gastfreundschaftsnetzwerk, das Unbekannte im echten Leben sich treffen lässt, was zumindest für den Surfer, also die Person die die Gastfreundschaft empfängt, einen in ökonomisches Kapital umwandelbaren Vorteil erschafft.
Aus Sicherheits- und Vertrauensgründen müssen vor dem Treffen im reellem Leben, wo dann wieder normale, versteckte soziale Mechanismen funktionieren, ein soziales Kapital zwischen den Mitgliedern erschafft werden. Es ist also ein ideales Forschungsobjekt, da hier alle Mechanismen (Adressenverifizierung, Referenzen, Freunde, Bürgschafts- und Ausschlusssystem) von den Gründern von Couchsurfing geplant worden sind und öffentlich erkennbar sind.
[...] In dem Falle das ein Mitglied diese Vertrauen bedroht oder weiterhin Trittbrettverhalten aufzeigt, wird die netzinterne Hierarchie tätig. a. Kapitalumwandlung auf Couchsurfing.com In diesem Teil werden die Kapitalumwandlungen, die das soziale Kapital im Sinne Bourdieus ermöglicht, aufgelistet. Das auf Couchsurfing enthaltene soziale Kapital kann jeweils in kulturelles oder ökonomisches Kapital umgewandelt werden. Die Definition des kulturellen Kapitals tritt in drei Formen auf. Die hier relevante Form ist die des inkorporierten Zustandes des kulturellen Kapital als „kulturelle Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten eines Individuums“. (Fuchs-Heinritz, König 2005: 162). [...]
[...] Am Beispiel des El Khalili Markt von Kairo oder der rotierenden Kreditvereine in Südostasien erklärt Coleman, dass sich ein soziales Netzwerke aus Verpflichtungen und Erwartungen besteht. Wenn eine Person A einer Person B einen Vorteil erzeugt, erwartet sie von B bereit zu sein ihr auch ein Vorteil zu erzeugen. Davon hängt die Vertrauenswürdigkeit des sozialen Netzwerkes ab. Diese Auswirkung des sozialen Kapital entspricht mehr oder minder Bourdieus Idee der inkorporierten Arbeit: das soziale Netzwerk benötigt eine Instandhaltungsarbeit, um Vorteile verschaffen zu können. [...]
[...] Das soziale Kapital eines Mitglieds ist durch diese verschiedenen Mechanismen und Zeichen also auf seinem Profil sichtbar. Die Konkurrenz zwischen den Gästen, um einen Gastgeber zu finden, führen jedes Mitglied dazu Arbeit in sein Profil zu inkorporieren um soziales Kapital zu schaffen. Das Interesse, das jedes Mitglied hat, sein soziales Kapital zu entwickeln, führt dazu, dass das soziale Kapital als Instrument der Kontrolle funktioniert und die Mitglieder automatisch versuchen werden zu beherbergen oder sich als Gast gut zu verhalten. d. [...]
[...] Sowohl der Gast wie auch der Gastgeber haben also ein Interesse daran, ihr soziales Kapital zu intensivieren und somit die Effizienz des Netzwerkes zu steigern. b. Vertrauensschaffung Unbekannte Leute nach sich zu Hause einzuladen oder bei ihnen zu Hause zu übernachten, scheint vielen Menschen in erster Hinsicht unvernünftig. Sie befürchten, dass der Unbekannte ein unhöflicher Mensch, ein Dieb, ein Mörder oder gar ein Sexualverbrecher ist. Couchsurfing muss es also schaffen diesen Unbekannten, der einen nach einer Beherbergung fragt oder eine Beherbergung anbietet, vertrauenswürdig ausschauen zu lassen. [...]
[...] : Foundations of social theory, Cambridge (1990). Coleman, James S. : Social Capital in the Creation of Human Capital, in: The American Journal of Sociology, Bd.94, Supplement: Organizations and Institutions: Sociological and Economic Approaches to the Analysis of Social Structure (1988). Farr, James : Social Capital: A Conceptual History, in: Political Theory, Bd Nr (2004). Fuchs-Heinritz, Werner, König, Alexandra: Pierre Bourdieu, Eine Einführung, Konstanz (2005). Portes, Alejandro: Social Capital: Its Origins and Applications in Modern Sociology. in: Annual Review of Sociology. Nr (1998). [...]
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