Tollers Erstling, der das expressionistische Thema der Wandlung eines heimatlosen jungen Juden zum geistig befreiten Menschen aufgreift, wäre somit nur im Hinblick auf seine einige Jahre später erschienene Biographie Eine Jugend in Deutschland zu verstehen. In Friedrichs Entwicklung vom patriotischen Kriegsfreiwilligen zum politisch-sozialen Revolutionär wäre resultierend Tollers eigene Wandlung zu erkennen, da es um „ein sehr persönliches Werk“ geht. Die Untersuchung des Stücks, die sich vornimmt, die Relevanz dieser vielleicht gelinde gewagten Thesen zu verifizieren, wird so genau wie möglich dem Wortlaut des Stücks folgen und somit den Entwicklungsprozess möglichst treu wiederspiegeln.
Die Anmerkung „Die Handlung spielt in Europa vor Anbruch der Wiedergeburt“ deutet darauf hin, dass die Wandlung doch erfolgreich stattfinden wird.
Im Gegensatz zu der Bemerkung von Hye Suk Kim, der darin (also in der bereits erwähnten Anmerkung) die eigentliche Aufgabe des Dramas gesehen hat, wertet der Verfasser jene als beweiskräftige Anspielung auf eine Lichtsymbolik im Drama selbst. Auf alle technischen Mittel des Theaters (wie Licht / Farbe) muss deswegen große Achtung verliehen werden.
Er erschien dem Verfasser außerdem angebracht, um dem Leser einen leichteren Einstieg in Tollers Erstling zu ermöglichen, darauf zu verweisen, dass das Drama – „ein Stationnendrama in der Nachfolge von Strindbergs und des deutschen Expressionismus“ – eine komplexe Stationenfolge entwickelt.
Wirklichkeits- und Traumbilder, deren genaue Symbolik im laufe der Untersuchung verdeutlicht sein wird, wechseln miteinander ab. Sie gruppieren sich um die sogenannte Achse des Stücks , das 7. Bild, indem die Wandlung sich vollzieht. „Die Bilder 1 – 6 bilden die Antikriegshandlung , im 7. Bild ereignet sich die Wandlung, die drei Traumbilder 8 – 10 wiederholen die Wandlung auf der Traumebene, die Bilder 11 – 13 bilden die Revolutionshandlung.“
Auf dieser den Entwicklungsprozess des Protagonisten sehr genau wiederspiegelnden Einteilung des Stücks basiert ebenso die Untersuchung des Verfassers. Jene sich aber an manchen Stellen vor, dem Leser die Grenzen Bütows Deutung zu zeigen
[...] Bild, indem die Wandlung sich vollzieht. Bilder 1 6 bilden die Antikriegshandlung , im 7. Bild ereignet sich die Wandlung, die drei Traumbilder 8 10 wiederholen die Wandlung auf der Traumebene, die Bilder 11 13 bilden die Revolutionshandlung.“[4] Auf dieser den Entwicklungsprozess des Protagonisten sehr genau wiederspiegelnden Einteilung des Stücks basiert ebenso die Untersuchung des Verfassers. Jene sich aber an manchen Stellen vor, dem Leser die Grenzen Bütows Deutung zu zeigen. Erstes Bild „Abends im Bett frage ich Mutter: - Warum sind wir Juden? [...]
[...] Ebd: Seite 60. Toller; Ernst: Die Wandlung: Seite 39. Rothe, Wolfgang: Ernst Toller in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Seite 47. Toller, Ernst: Die Wandlung, Seite 40. Zitat von Herbert Hiering (Siehe: Rothe, Wolfgang: Ernst Toller in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Seite 70) Toller, Ernst: Die Wandlung, Seite 41. Ebd: Seite 40. Toller, Ernst: Eine Jugend in Deutschland, Seite 70. Bütow, Thomas: Der Konflikt. [...]
[...] Die Hauptfigur muss also das menschliche Leid, das vom Proletariat verkörpert ist, erfahren. Sollten wir vielleicht darin eine der fundamentalen Lehre von Gustav Landauer, dessen entscheidenden Einfluss in Tollers Leitsätze für einen kulturpolitischen Bund der Jugend in Deutschland[58] zweifelsfrei wiederzufinden sind? Aber Friedrich muss nicht nur das Elend der Unterschicht erleben, sondern auch die tiefen Ursachen jenes erkennen. Der Tod in Gestalt eines nächtlichen Besuchers führt ihn zu einem Haus, das im Kontext dieses Dramas als Symbol des Kriegssystems, das wir uns im sechsten Bilds schon begegnet sind und als Symbol des Kapitalismus zu betrachten ist.[59] Der nächtliche Besucher hatte zunächst das Haus als eine große Fabrik bezeichnet aber rasch hatte es Friedrich als ein Gefängnis erkannt: hohen Mauern, auf denen Eisenspieße zacken“[60] deuten nämlich mehr auf ein Gefängnis, dessen Hauptmerkmal die geraubte Freiheit sein könnte als eine Fabrik hin. [...]
[...] Ich möchte kein Jude sein. Ich möchte nicht, dass die Kinder hinter mir herlaufen und rufen.“[5] Mit diesen äußerst sprechenden Worten eröffnet Ernst Toller seine unmittelbar vor der Machtergreifung erschienene Biographie. Dieses Gefühl der Isolierung von der Gemeinschaft, dieses „feeling of being an outsider“[6], das einem bei der Lektüre Tollers Rückblick auf die Jahre 1893 bis 1924 in aller Deutlichkeit auffällt., muss als fundamentaler Schlüssel zum Verständnis seines Erstlings: Die Wandlung angesehen werden. In dieser Hinsicht erfährt man in Friedrichs Monolog bzw. [...]
[...] Sogar die Schwestern, deren Amt Heilung zu bringen ist[38], können die Tragik der Szene nicht länger ausstehen. Der Jammer der Soldaten, deren Überleben als unerträgliche Sünde dargestellt ist[39], erreicht einen tragischen Höhepunkt , der unausweichlich zur Friedrichs Wandlung zum Pazifismus führen muss. Unmittelbar nachher ergreift der Professor ein letztes Mal das Wort: Durch seine mit kapitalistischen Untertönen gefärbte Rede, die in einem krassen Gegensatz zu dem unerträglichen Leiden der Soldaten steht, wird diesmal von Ernst Toller eine äußerst beißende Kritik an den Kriegsgewinnlern bzw. [...]
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