„Das große Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr zu finden“. Der Krieg und die damals alltäglichen sozialpolitischen Verhältnisse haben Bertolt Brecht (1898-1956) und insbesondere sein Werk ungemein beeinflusst. Er musste aus Deutschland ins Exil fliehen, und seine größten Werke entstanden hauptsächlich außerhalb der Grenzen seines eigenen Lande. Dies gilt auch für das Leben des Galilei. Dessen Entstehung kann man in drei (Exil)Phasen untergliedern: „die Dänische“ Ausgabe unter dem Titel Die Erde bewegt sich, die Brecht 1938/39 im Dänemarkexil kurz nach der ersten Uranatomspaltung verfasste. Die überarbeitete „Amerikanische“ Fassung entstand parallel mit dem Atombombenabwurf im September 1945 über Hiroschima und Nagasaki; diese Fassung trug den Titel Galileo und wurde in Englisch niedergeschrieben. 1955 schließlich stellte Brecht, kurz nach der ersten Wasserstoffbombenprobe von 1952, die dritte und letzte Fassung fertig. Sie wird „die Berliner Fassung“ genannt . Dies ist die einzige gedruckte Ausgabe des Galilei, und unsere Arbeit wird sich auf diese Fassung beziehen.
Unsere Aufgabe wird nicht sein, die einzelnen Szenen zu analysieren und zu erläutern, sondern wir werden versuchen, die Theatertheorien Brechts zu erklären und sie in Bezug mit dem Leben des Galilei zu bringen und damit zu illustrieren. Bertolt Brecht war ja einer der größten Theaterwissenschaftler Deutschlands, und wohl auch einer der Begründer und erster Vormund des epischen Theaters. In seinen Theaterkritischen Werken, wie zum Beispiel die Schriften zum Theater, den Anmerkungen zur Oper ‚Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny' oder auch in seinem Kleinem Organon für das Theater erklärt uns Brecht die Charakteristiken seiner Auffassung des Theaters. Im Rahmen unserer Arbeit werden wir die epischen Strukturelemente im Leben des Galilei erforschen und damit beurteilen, ob dieses Werk ein episches oder Gegenfalls ein Drama „aristotelischer Art“ ist. Dabei werden wir sehen, ob es nur epische Charakterzüge beinhaltet oder ob gelegentlich die aristotelische Vorgehensweise befolgt wird, und zum Schluss, in einer etwas größer gestalteten Schlussäußerung werden wir dann noch versuchen, die Funktion dieses Werks zu klären. Wir werden also zunächst die verschiedenen Strukturelemente identifizieren und uns hier auf die epischen und die dramatischen konzentrieren. Dann werden wir einen besonderes Charakteristikum des Brechtschen Theaters analysieren, und zwar die Technik des Verfremdens. Abschließend klären wir, ob das Leben des Galilei eher zum Vergnügungstheater oder doch zum Lehrtheater gehört.
[...] Diese Fabel zieht sich wie ein Leitfaden durch die ganze Geschichte. Sie muss aber unbedingt mit dem historischen Hintergrund zusammengebracht werden. Brecht legt zwar keinen so großen Wert auf die historische Genauigkeit, aber er folgt wenigstens dem chronologischen Lebenslauf Galileis. Darauf kommen wir aber in einem zweiten Unterteil ausführlicher zurück. Man muss jedoch nicht daraus schließen, dass jede in sich abgeschlossene Szene immer verschiedene und isolierte Situationen darstellt. Sie stehen alle in einem engen Zusammenhang: Mit der Lehre Brechts von der Widersprüchlichkeit als Bewegungsgesetz der Geschichte verlangt die Didaktik in seinem Theater, dass der Zuschauer aus den Widersprüchen Schlüsse ziehen kann[5]. [...]
[...] Die Analyse der Verfremdungen in Verfremdung in Bertolt Brechts ‚Leben des Galilei' von Grimm erstreckt sich über cirka 120 Seiten. Dazu siehe auch : Hecht, Werner (Hrsg.): Materialien zu Brechts ‚Leben des Galilei'. Frankfurt/Main : Edition Suhrkamp Aus : Brecht, Bertolt : Vergnügungstheater oder Lehrtheater. In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater. Berlin, Frankfurt/Main Seite 60-73. Vgl.: Zimmermann, Werner: Bertolt Brecht, Leben des Galilei. Dramatik der Widersprüche. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh Seite 100-102. Aus : Brecht, Bertolt : Vergnügungstheater oder Lehrtheater. In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater. Berlin, Frankfurt/Main Seite 60-73. [...]
[...] In : Bablet, Denis, Jacquot Jean (éd.) : Les voies de la créations théâtrale 3. Paris : Editions du centre national de la recherche scientifique Aus: Brecht, Bertolt: Verfremdungseffekte in der Chinesischen Schauspielkunst. In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater. Berlin, Frankfurt/Main Seite 74ff. Vgl.: Brecht, Bertolt: Neue Technik der Schauspielkunst. In: Brecht, Bertolt: Schriften zum Theater. Berlin, Frankfurt/Main Seite 106ff. Aus: Bertolt Brecht: Gesammelte Werke in 20 Bänden. Frankfurt/Main Band 16, Seite 610. Vgl.: Grimm, Roderich: Verfremdung in Bertolt Brechts ‚Leben des Galilei'. [...]
[...] Frankfurt/Main : Suhrkamp Taschenbuch Szczesny, Gerhard (Hrsg.): Bertolt Brechts „Leben des Galilei“. Sammlung Profile Zimmermann, Werner: Bertolt Brecht, Leben des Galilei. Dramatik der Widersprüche. Paderborn, München, Wien, Zürich: Schöningh Zitat von B. Brecht. 1938 erhielt der Physiker Otto Hahn den Physiknobelpreis für die erste Kernspaltung. Vgl.: Knopf, Jan (Hrsg.): Brecht-Handbuch in fünf Bänden. Stuttgart: Metzler, 2001-2003. Band Stücke S. 157-179. Vgl.: Geisler, Rolf (Hrsg.) : Zur Interpretation des modernen Dramas, Brecht Dürenmatt Frisch. Frankfurt/Main, Bonn, Berlin : Verlag Moritz Diesterweg. Aus: Brecht, Bertolt : Kleines Organon für das Theater. [...]
[...] Brecht selbst charakterisiert dieses Stück oftmals als nicht modern genug. Stellt sich noch die Frage der Funktion des Dramas Brechts. Schlussäußerung Brechts Drama Leben des Galilei ist von den gesellschafts- politischen Begebenheiten in Brechts Leben geprägt. Wie wir es schon erwähnt haben, ist das Werk Brechts in seiner Konzeption nicht ein rein episches Stück in sich. Verschiedene Literaturwissenschaftler haben immer wieder unterstrichen, dass das Leben des Galilei auch, gelegentlich, die aristotelischen Tradition folgt. Jeder Zuschauer muss, sobald er das Drama liest oder sieht, selbst Anteil nehmen. [...]
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