Am Anfang des Spiels ist Dr. B locker und unbefangen. Er braucht nur eine Minute, um den nächsten Zug zu spielen. Daran sieht man, dass er viel schneller kombiniert als sein Gegner. Während der ersten Schachpartie, in der er gegen den Schachweltmeister gewinnt, zeigt er schon Züge des wiederkehrenden Wahnsinns ...
[...] Wider alle Vernunft nimmt er eine zweite Partie an. Sein Geist beginnt wieder fieberhaft zu arbeiten. Er ist in einem anderen Spiel und wird ungewöhnlicherweise aggressiv, unhöflich und arrogant. Seine Persönlichkeit wandelt sich um. Aber dank des Ich-Erzählers gewinnt er wieder Kontrolle über sich. Er ist wieder der kultivierter und höflicher Mann, den der Leser kennen gelernt hat. Schach wird er nie wieder spielen. Dies drückt seine enge Verbindung mit dem Ich-Erzähler, dem er in einem vertraulichen Gespräch seine Lebensgeschichte erzählt hat. [...]
[...] Da er genug Phantasie besitzt, gelingt es ihm die Partien im Kopf nachzuspielen (S. 106). So lernt er schnell das Schachspiel (S. 106). Es kam auch in den Vernehmungen zu Gute (S. 108). Nach einigen Monaten langweilt ihn das Nachspielen und er steht wieder vor dem Nichts. So kommt er auf die Idee, als Spieler Weiß gegen Spieler Schwarz zu spielen, das heißt gegen sich selbst zu spielen. Dies führt zu einer Bewusstseinsspaltung und treibt ihn in den Wahnsinn (S. 110). Dieser Zeitvertreib wird allmählich außer Kontrolle (S. 118). [...]
[...] Zwischen Dr. B und dem Autor gibt es viele Parallelen. Genauso wie Dr. B war Stefan Zweig ein gebildeter Mensch, der Österreich liebt, und aus einer reichen Familie stammt. Beide litten besonders unter dem Nationalsozialismus: Dr. B unter der Isolationshaft, und der Autor darunter, sein Heimatland verlassen zu müssen. Symbolisch stellt das Duell von Dr. B gegen Czentovic den Kampf zwischen der Welt der Kultur und dem Nationalsozialismus, dem Faschismus dar. Der einzige Weg aus dem Dilemma herauszukommen ist für Dr. [...]
[...] Verantwortlich dafür ist eine so genannte Schachvergiftung (S. 122). Er ist in ein unkontrollierbares Schachfieber verfallen. Seine inneren Widerstandsversuche äußerten sich in körperlichen Symptomen. Das einzige, was er körperlich noch empfand, war ein fürchterlicher Durst, er zitterte von Ungeduld und magerte ab. Trotz allem ist er ein höflicher und liebenswürdiger Mensch geblieben, denn er ist auf dem Schiff von allen, abgesehen von Czentovic, beliebt und als Freund bezeichnet. Wie ein unvermuteter Engel tritt Dr. B in die Handlung ein, indem er in die Partie zwischen Mac Connor und Czentovic helfend eingreift. [...]
[...] DE BOISSEZON TS2 Benjamin Stefan Zweig, Schachnovelle - Personenkonstellation Dr. B Dr. ein österreichischer Emigrant, befindet sich auf dem Passagierschiff von New-York nach Buenos Aires. Nach dem ersten Drittel der Novelle tritt er zum ersten Mal in die Handlung ein. Er wird als ein fünfundvierzig-jähriger Mann mit schmalzem, scharfem Gesicht und kreidiger Blässe beschrieben (S. 52). Sein Gesicht gibt dem Ich-Erzähler den Eindruck, dass er plötzlich gealtert ist (S. 66). Dies und die Narbe auf seiner Hand, die er sich selbst im Nervenfieber zugefügt hat, sind auf seine ehemalige Haft zurückzuführen. [...]
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