Schriftliche Version eines Referats über das Thema "Wozu dient Geschichte?". Inwiefern trägt Geschichte zur Entstehung einer nationalen Gemeinschaft und zur Verstärkung des Nationalbewusstseins bei? Braucht man Geschichte, um Politik zu machen?
[...] So wird keine politische Richtung auf den Versuch verzichten, ihre Position historisch zu untermauern. Geschichte erfüllt häufig eine apologetische Funktion: Die Erinnerung an die Totalitarismen zu erhalten, um die liberale Ordnung zu rechtfertigen, Geschichte wirkt als Legitimationsinstanz: Auf sie begründen politische Regime und Parteien ihre Daseinsberechtigung. Auch ist Geschichte für die Bestehung der Demokratie wesentlich. Nach Christian Meier, der sich für den „Historikerstreit“ 1986 interessiert hat, erzielt jede politische und wissenschaftliche Instanz die Durchsetzung der eigenen Deutung. Als Ergebnis solcher Deutungskämpfe kann sich ein breiter Konsens hinsichtlich wichtiger Ereignisse herausbilden. [...]
[...] der Geschichte, in unseren Gesellschaften. Am 26. März 2004 hielt der Geschichtswissenschaftler Heinrich August Winkler einen Vortrag auf dem Symposium "Vom Nutzen und Nachteil der Historie für die Politik - Geschichte und deutsche Politik nach 1945" zum 85. Geburtstag von Helmut Schmidt in Hamburg. Laut ihm seien wir durch die Geschichte nicht „determiniert“, wohl aber durch sie „geprägt“: „Ohne Kenntnis der fortwirkenden Vergangenheit bleibt die Gegenwart ein Buch mit sieben Siegeln.“[1] Geschichte kann also langfristig dabei helfen, die Gegenwart besser zu verstehen. [...]
[...] Nationen bilden sich durch Geschichte Der Entwicklungsprozess einer Nation benötigt eine geschichtliche Begründung: „L'histoire fait les nations.“[4] Während der Staat einer künstlichen und intellektuellen Struktur ähnelt, kann man die Nation als die Verwirklichung eines gemeinsamen Schicksals bezeichnen: nation transforme l'histoire en destin.“[5] Über Renan, Herder und Fichte schreibt Brigitte Krulic: nation, comme toute idée collective, toute structure fondatrice de lien social, doit s'inscrire dans une Histoire.”[6] Renan unterscheidet sich aber von anderen Theoretikern, indem er Herders oder Michelets Theorie einer naturellen Nation verneint. Nach ihm kann die Nation nicht als „nationale Person“ bezeichnet werden. Er ist auch mit Sieyèsens These einer strikt politischen Nation nicht zufrieden. Er verteidigt die Idee einer „elektiven Nation“, die nicht durch die direkte Herrschaft des Volkes, sondern durch ein historisch determiniertes Konsens, legitimiert wird. Er distanziert sich von der englischen liberalen Auffassung der Nation, indem er sich für die Bedeutung des kollektiven Gedächtnisses interessiert[7]. [...]
[...] Kommunismus), die die politische Debatte in der Nation leiten. Darüber hinaus zeigt die Frage einer (fehlenden) europäischen Identität, dass das Aufbauen eines politischen Gefüges innerhalb einer begrenzten geographischen Zone, welches sich nicht auf kulturelle und geschichtliche Gemeinsamkeiten stützt, unmöglich ist. Literaturverzeichnis: Bücher: ANDERSON Benedict, L'imaginaire national, Réflexions sur l'origine et l'essor du nationalisme, Sciences humaines et sociales, La Découverte, Paris DELANNOI Gil, Sociologie de la nation, Fondements théoriques et expériences historiques, Cursus, Armand Colin, Paris DIECKHOFF Alain, La nation dans tous ses états. [...]
[...] Geschichte stellt die Grundlage für die Entstehung eines Gefühls“ A. Gründungsmythen schaffen Identität Wenn man davon ausgeht, dass die Nation ein Produkt der Geschichte ist, so ist es völlig unbedeutend, ob diese Geschichte erfunden oder instrumentalisiert wird. In diesem Zusammenhang spielen Gründungsmythen eine entscheidende Rolle. Sie definieren den Bezug einer Gesellschaft zu ihrer Vergangenheit, d.h. zu der Zeit, und verstärken damit das Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb einer Gesellschaft. Kann die Nation ohne Gründungsmythen entstehen bzw. bestehen? Zum allen ersten muss man den Begriff der „Gründungsmythen“ definieren. [...]
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