Liberalismus ist ein politisches Weltbild, das die Freiheiten des Individuums in den Vordergrund stellt und jede Form des (als unnötig betrachteten) sozialen, politischen oder staatlichen Zwangs ablehnt. Diese Hauptströmung der Moderne findet also ihre Quelle in den Kernideen der Aufklärung. Es haben sich im 17. Jahrhundert parallel der politische und der wirtschaftliche Liberalismus nebeneinander entwickelt. Beide Denkströmungen haben trotzdem eine zentrale Gemeinsamkeit: das Individuum ist der Hauptakteur ihrer Philosophie
[...] Weil er mit dem Menschen anspruchsvoll ist, schützt ihn der Liberalismus vor der natürlichen Versuchung der politischen Faulheit. Er zwingt das Individuum, als solche und nicht als Tier in einer Herde zu handeln. Liberalismus zieht das Beste aus dem Individuum, um schließlich das gesellschaftliche Leben zu verbessern. ( Durch den Schutz der Grundrechte und einen positiven Wetteifer ermöglicht der Liberalismus der Individualität, sich in einem demokratischen Rahmen zu äußern. Liberale Theoretiker gehen aber weiter in der Befreiung des Individuums und ihre Stellung wird von Benjamin Constant perfekt zusammengefasst: „Unter Freiheit verstehe ich den Triumph der Individualität sowohl über die Staatsmacht, die despotisch regieren will, als auch über die Massen, die das Recht für sich in Anspruch nehmen, die Minderheit zu unterdrücken“. [...]
[...] Wäre also eine bessere, erneuerte und passendere Kritik des Liberalismus mehr berechtigt? Quelle (außer den schon genannten Texten) Manent Pierre, Les libéraux, Gallimard Rasch Adolf, Mehr Freiheit Einführung in den klassischen Liberalismus, Mehr Freiheit, November 2004 Rawls John, Politischer Liberalismus, Suhrkamp Sandel Michael, Liberalism and the Limits of Justice, Cambridge University Press Tardivel Emilie, Pour un libéralisme critique Egale dignité et droit de résistance dans la pensée de Janos Kis Sens public février 2005 Siehe z.B. den Artikel 4 der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte: Freiheit besteht darin, alles tun zu dürfen, was einem anderen nicht schadet: Die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen hat also nur die Grenzen, die den anderen Mitgliedern der Gesellschaft den Genuss eben dieser Rechte sichern. [...]
[...] Dass Demokratie und Liberalismus trennbar sind, ist nicht zu bestreiten. Demokratie ohne Liberalismus kann aber zu einer Situation führen, in der dem Individuum die Freiheit des Ausdrucks seiner eigenen Persönlichkeit genommen wird. Im Gegensatz zu einem Liberalismus am Höchstmaß stellt die entliberalisierte Demokratie eine Gefahr für die menschlichen Eigenschaften. Tocqueville erklärt, dass Gleichheit und Freiheit miteinander unvereinbar sind. Da die Liberalen die Gleichstellung aller Menschen vor dem Gesetz fordern, muss aber die „natürliche Ungleichheit in Begabung und Charakter“ zum Ergebnis haben, dass sie ihrer Arbeit sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielen, die sich in ungleichen Einkommen und Vermögen äußern“. [...]
[...] Deswegen versucht er mit seinem Buch Multikulturalismus und Demokratie, die Idee gruppenspezifischer Rechte mit den liberalen Prinzipien zu vereinbaren. Er definiert drei gruppenspezifische Rechte: gruppenspezifische Repräsentations-rechte („affirmative action“), Selbstregierungsrecht, und polyethnische Rechte (z.B. das Recht der Sikhs in Großbritannien, kein Motorradhelm zu tragen). In seiner Verteidigung liberaler gruppenspezifischer Rechte für kulturelle Minderheiten macht Kymlicka einen brisanten Unterschied zwischen externem Schutz und interner Beschränkung. Diese kann aus einer liberalen Perspektive nicht rechtfertigt werden, da sie die individuelle Autonomie beschränkt. So vereinigt Klymlicka die Sorge um die kulturellen Minderheiten und das individuelle Recht auf freie Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft. [...]
[...] Zuerst erweist sich die Grundfigur des Liberalismus, das Individuum, problematisch. Die liberale Weltanschauung vertraut dem Einzelmensch, um aus gegebenen Bedingungen das Beste zu machen. Das ist zum Beispiel der Sinn der Bienenfabel oder Private Laster, öffentliche Vorteile von Bernard de Mandeville (1714), bei der die Geschichte eines Bienenvolkes als Parabel für eine menschliche Gesellschaft steht. Er führt zum Schluss: individuelle Interesse entspricht öffentlichem Wohlergehen. Liberalismus ist also in erster Linie Individualismus. Dennoch muss die Allmächtigkeit des Einzelnen nuanciert werden. Die wichtigste Voraussetzung des Liberalismus ist nämlich die Möglichkeit für jeden, seine individuelle Freiheit gleich ausüben zu können. [...]
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