Diese wechselhaften Beziehungen zwischen Hass und Liebe werdenseit dem 19. Jahrhundert studiert. Stereotypen, Vorurteile und Feindbilder werden auch analysiert.
[...] Jahrestag des Elysee-Vertrags wurden noch die deutsch-französischen Beziehungen besonders freundschaftlich und intensiv. Chirac vertrat Schröder bei einem Treffen in Brüssel und sprach im Namen der deutschen Regierung. Raffarin befürwortete enge regionale Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg, ein gemeinsames Geschichtsbuch wurde veröffentlicht. Jedoch denke ich, dass das deutsch-französische Ehepaar heute geschwächt ist. Ich möchte mehrere Gründen analysieren. Zuerst äußerten beide Regierungen ein klares Nein zum Irakkrieg; diese gemeinsame Stellungnahme zeigte die Grenzen der deutsch-französischen Macht: sie haben den Krieg im Irak nicht verhindern können und mussten sich am Nachkrieg beteiligen. [...]
[...] Ferdinand, die Beziehungen zwischen dem deutschen Reich und Osterreich, und Frankreichs Rache wurden für den Ausbruch des Ersten Weltkriegs verantwortlich. Die beiden Länder glaubten, der Krieg würde kurz Zeit dauern; sie hatten Lust auf sie. In der Tat wurde es einen blutigen und zerstörten Krieg. Mit dem Versailler Vertrag (1919) wurde Deutschland von Frankreich demütigt. Wegen der übertriebenen Reparationszahlungen und des Ruhr Gebiets hatten die Deutschen ihre Identität und Autonomie verloren. Obwohl verminderte der Vertrag von Locarno die Reparationszahlungen, wurde die Atmosphäre während der Zwischenkriegszeit gespannt. [...]
[...] Außerdem glaube ich, dass die Politiker heute Europa vor allem als eine Marktwirtschaft betrachten; deshalb spielen leider „freundschaftliche“ Beziehungen nur eine sekundäre Rolle. Schließlich ist Deutschland ein „normales“ Land geworden; meiner Meinung nach ist Frankreich nicht mehr von Deutschland fasziniert: die beiden Länder sind mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert: sie stecken in einer strukturellen Krise, in der Arbeitslosigkeit herrscht, sie leiden unter der asiatischen Konkurrenz Zum Schluss existieren noch die deutsch-französischen Beziehungen (und Wahrnehmungen) durch die Werbung, die Presse und die Karikaturen, die Klischees und Vorurteile übermitteln. [...]
[...] Im Jahre 1870 war Napoleons Eroberung noch in den Köpfen. Die alten Vorurteile erschienen wieder; worauf es ankam war die Nationalisierung der Feindschaft. Jedoch hatte der Krieg ein Interesse für die beiden Länder: die Franzosen sollten eine starke Außenpolitik in die Wege leiten, um ihre inneren Probleme zu vergessen, während die Deutschen ihr Land einigen wollten, um einen Nationalstaat zu bilden. Deshalb sind die beiden Länder unfähig, einen Kompromiss zu finden. Frankreich ist nicht bereit, das Elsass und Lothringen zu verlieren. [...]
[...] Die beiden Länder haben auch an der europäischen Integration teilgenommen: nur mit einem starken und vereinigten Europa konnten Frankreich und Deutschland Weltpolitik machen. Aber die deutsche Wiedervereinigung überraschte die Franzosen. Frankreich war nämlich mit der alten Lage zufrieden: Deutschland stellte einen guten wirtschaftlichen Partner dar, schwach im Bereich der Politik[3]. Für die französische Regierung bedeutete dies zugleich, dass Frankreich den Vereinigungsprozess nicht verhindern, aber auch nicht beschleunigen würde. Eine doppelte –wirtschaftliche und politische- französische Angst stellte die Freundschaft in Frage. [...]
Source aux normes APA
Pour votre bibliographieLecture en ligne
avec notre liseuse dédiée !Contenu vérifié
par notre comité de lecture