Niemals war es vorher einer künstlerischen Bewegung gelungen, so perfekt mit der Seele ihres Volks übereinzustimmen. Niemals hat seither ein Volk seine Seele durch Pinsel, Worte, Licht und Steine seiner Künstler mit solcher Wahrheit ausgesprochen. Vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu dem Zweiten Weltkrieg haben die norddeutschen Künstler eine neue Stilrichtung geschaffen : den Expressionismus (...)
[...] Jahrhunderts bis zu dem Zweiten Weltkrieg haben die norddeutschen Künstler eine neue Stilrichtung geschaffen : den Expressionismus. Spiegelbild der herrschenden pessimistischen Ansicht von den damaligen Künstlern, die von der Bedrohung des Weltkriegs und später der bitteren Niederlage besessen waren, scheint der Expressionismus aus dem Inneren aufzutauchen, wie ein Schrei aus der Tiefe, den das berühmte Gemälde von Munch richtig darstellt. Zuerst von der Malerei entwickelt, breitet sich die Bewegung schnell auf alle Kunstfächer aus, Literatur, Theater, Musik, Kino und Architektur. [...]
[...] Diesen war nicht der Wirklichkeitssinn wichtig, sondern der Ausdruck von dem inneren Selbst. Die Themen des Expressionismus waren besonders die Widersprüche des Lebens, das soziale Elend, der Wahnsinn und der Verrat. Die Darstellungen sind oft auf beängstigenden Visionen gegründet, die die Realität stilisieren und verunstalten. Durch den Film habe ich den Expressionismus entdeckt, und davon wurde ich sogleich fasziniert. »Das Cabinet des Doktors Caligari«, »Der Golem» und »Nosferatu«, unter den bekanntesten Filmen der Bewegung, sind an den Surrealismus näher rückende filmische Erzählungen, ein Abstieg ins Unbewußte. [...]
[...] Gegen das erste Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts entwickelt, im Zeitalter des Stummfilms, der zunächst noch wie eine Verfilmung eines Theaterstücks war, haben die Schöpfer dieses filmischen Stils endlich das erste Fundament für eine Sprache gelegt, die sich für das Kino eignete. Kaum zwei Jahrzehnte nach den 30-Sekunden Filmen der Brüder Lumières, parallel zu den ersten Schnitten vom Russen Eisenstein und der Burleske von Chaplin, haben die Expressionisten eine Ästhetik, die noch die heutigen Horror- und Kriminalfilme inspiriert, hervorgebracht. Sie waren die ersten, die Macht des Hors-champ und der Vorwegnahme zu verstehen. Bald nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Expressionismus schnell in andere Stilrichtungen aufgelöst. [...]
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