Ich habe mich zuerst für die Zauberwelt in den deutschen Opern interessiert. Die Zauberwelt betrifft nicht nur die Märchen, sondern auch die Mythologie, die sich unter anderem mit Fabeltieren und -wesen beschäftigt. Nach und nach wurde ich mir darüber klar, dass die Mythologie eine größere Rolle in der Gesellschaft spielt als das Märchen. Die Mythologie erklärt dem Menschen den Beginn seiner Welt. Dies hat natürlich einen großen Einfluss auf die Entwicklung des Menschen selbst. Im Gegensatz erklären die Märchen nichts über die Welt, sondern nur über den Menschen. Meine Arbeit beschäftigt sich eher mit der Bedeutung der Mythologie für das deutsche Volk auf dem Weg zur Nation. Richard Wagner gilt als der deutsche Komponist, der sein Werk seinesgleichen widmen will, und zwar im Namen der deutschen Brüderlichkeit. Wagner betrachte ich als einen wahren Komponisten, weil er sich aller Künste bedient, um sein Ziel zu erreichen : das Gesamtkunstwerk kann hier mit der Idee der Einheit des Volkes assoziiert werden, und wird dann zum Werk der Zukunft, genau so wie das Volk zur Nation der Zukunft wird.
Die Schwierigkeit ist, die Art und Weise zu bestimmen, wie Wagner sein Werk komponiert hat, das heißt die Mittel, die er verwendet hat. Wir sollen aber auch auf Wagners Fanatismus achten, der im Rahmen des Pangermanismus geschieht. Wir dürfen also nicht aus den Augen verlieren, dass sein Werk als eine Art Propagandamittel dient. Der Komponist hat sich wirklich von seinen Gefühlen hinreißen lassen. Zwar zeige ich Wagners Eifer seinem Volk gegenüber und messe diesem Eifer Bedeutung bei, aber ich integriere es in Wagners Nostalgie; es ist die Sehnsucht nach einem Volk, für das keiner sich lange interessiert hat. Anders ausgedrückt erklärt die Nostalgie den Eifer. Die Tetralogie stellt verschiedene Symbole vor, die Wagners Gefühle und Denken ausdrücken, als Antwort auf die vermissten deutschen Wurzeln. Wir beschäftigen uns also mit der Art, wie Wagner auf die Idee gekommen ist, eine Oper aus einem Mythos zu schaffen, oder anders gesagt: wie er von einem Mythos zur Oper übergegangen ist.
[...] Im Laufe der Zeit wird er umgeschrieben, verzerrt, geändert, weil er lange mündlich überliefert wurde, bevor man ihn schriftlich festhielt, und er in einen literarischen Stil gezwängt wird, der ihm nicht unbedingt entspricht Die Funktion des Mythos In der entferntesten möglichen Zeit bemerkt man, dass der Mensch selbst sich das Heilige vorgestellt hat, und sich übernatürliche oder überirdische „Kräfte“ genommen hat, die er grundsätzlich der Natur oder der Gottheit beigemessen hatte. Der Mensch maßt sich die Rolle des Heiligen[1] nicht an, weil er - der Mensch - sich vor seinem Wunschdenken fürchtet und dadurch übermannt wird, sondern weil die Welt eine Bedeutung haben und sich den Gesetzen fügen muss, damit die Menschen zusammenleben können. Der Mythos gehört nun in die Kategorie der Hoffnung. Er verdeutlicht die Orientierungspunkte, somit kann sich die Gruppe einer Gesellschaft auf die äußere Welt selbständig zubewegen, indem sie den Mythos seinen eigenen Ansprüchen anpasst. [...]
[...] Schluss Die Mythologie will dem Menschen helfen, sich selber in den Jahrhunderten zu erkennen und einen Platz in der Welt beziehungsweise in der Gesellschaft zu finden. Damit kann sich der Mensch selbst besser verstehen und somit seine Aufgabe in der Welt erkennen. Wagner nach ist sein Auftrag, das Deutsche zu erwecken. Ich habe dies als Ausgangspunkt seines Werkes gezeigt. Der Mythos stellt verschiedene Symbole dar, die Wagner als Mittel benutzt hat, um seinem Werk der Zukunft eine tragende Dimension zu geben. Er hat groß geplant, und war von der Größe des deutschen Volkes geblendet. [...]
[...] In der Bibel bietet die Schlange Eva den Apfel vom Baum der Erkenntnis an. Der Bär betont die Furchtlosigkeit des Menschen, der es wagt, Risiken einzugehen. Die Stärke verleiht ihm das Bild eines „rücksichtlosen [und zielstrebigen] Kämpfers“[77]. Wie der Bär stellt der Stier die Kraft und den männlichen Kampfmut dar. Alle drei kündigen die Götterdämmerung an, denn sie stürzen die Ordnung um. Dazu kommen noch der Bock und die Schafe. Der Bock, Doners Abbild, reagiert zornig, energisch und impulsiv (so schnell wie der Blitz). [...]
[...] Freia war der Lohn für die Riesen. Wie in der christlichen Religion ist der Apfel eine Gefahr: er treibt den Menschen zu Sünden und zwar aus Neugier und Hochmut. Der Apfel ist sozusagen ein Zug (Eigenschaft) des Menschen. Der Baum, Hündings Haus, deckt die drei Ichs auf: die Wurzeln (die Tiefe und die Dunkelheit) entsprechen dem Unbewussten; sie erinnern übrigens an die Vergangenheit Eliade nach. Der Stamm entspricht der Intimität und dem Schutz der Mutter, und die Zweige entsprechen dem Dach, das heißt der moralischen Instanz des Menschen, durch die Höhe symbolisiert. [...]
[...] Soll man hier vielleicht den Menschen als Sünder in der Bibel verstehen ? Es ist auf jeden Fall eine der christlichen Lehren : sich an Jesus von Nazareth's (1849 komponiert Wagner die gleich betitelte Oper) Schmerzen erinnern, um die Schmerzen des Menschen in der aktuellen Gesellschaft zu legitimieren oder eher zu begreifen Literarische Motive, Themen und Symbole Die Bedeutung der Leitmotive in der Tetralogie Wie schon gesagt soll die Musik - laut Wagner - die Gefühle ausdrücken, und der Komponist benutzt dafür die so genannten „Leitmotive“. [...]
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