Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutschland völlig zerstört. Nicht nur auf eine wirtschaftliche und eine geopolitische Ebene musste sich das Land wieder aufbauen, sondern auch auf eine moralische und psychische Ebene. In der Nachkriegszeit haben die Deutschen die Vergangenheit eher verdrängt, die die Gräueltaten beinhaltet, die während des Kriegs von den Nazis ausgeübt worden sind. Aber in den sechziger Jahren kam es zu einer neuen Bewusstwerdung dieser Nation, die als eine Gruppe von Menschen zu verstehen ist, die über eine gemeinsame Geschichte, Sprache, Kultur und Vergangenheit verfügen, und die sich aber dessen bewusst sind und dazu bekennen.
Die junge Generation hat sich tatsächlich in den sechziger Jahren gegen die Elterngeneration aufgelehnt, unter dem Motto: „Vater, wo warst du während des Kriegs?“ Die Wahrheit auf das Benehmen der Deutschen als einfache Staatsbürger, und nicht unbedingt als Mörder oder als überzeugter Nationalsozialisten, sollte herausgefunden werden. Es kam auf diese Weise zu einer Art kopernikanischer Wende, indem diese junge Generation wählte, und dadurch die Verhältnisse im Parlament sich verändert fanden. Die BRD nahm also in Betracht, dass die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges geahndet werden sollten.
In diesem historischen Kontext wurde der vorhandene Text von H. M. Enzensberger 1967 veröffentlicht, der ein Auszug aus Über die Schwierigkeit, ein Inländer zu sein, ist. Der Autor ist nicht nur ein Dichter und ein Hörspielautor, sondern auch ein Übersetzer und ein Essayist. Insofern kann er als engagierter Autor betrachtet werden, aber klar ist, dass er keine historische Ausbildung hat. Er hat sich nämlich einen Namen als literarischer Gesellschaftskritiker gemacht. In diesem Text prangert er eine mystifizierte Darstellung der deutschen Geschichte an. Die Problematik, die im Text aufgeworfen wird, ist die folgende: ist der Nazismus typisch deutsch?
Zwar ist der Nazismus auf eine bestimmte Weise kein exklusives deutsches Problem, aber diese Reaktion auf dem Nationalsozialismus ist sogar eine mystifizierte Darstellung der deutschen Geschichte und kann gefährlich wirken.
[...] Der Mythos, als Mythos der Rassen, des reinen Bluts, des überlegenen Volks, der vom Nazismus bereitgestellt wurde, war ein Mittel der Identifikation der Deutschen. In diesem Mythos war der Jude derjenige, der keine eigene und konkrete Identität hatte, der keiner wirklichen Rasse geordnet war, ein rassisches Antitypus. Auf dieselbe Weise wurde nach dem Krieg den umgekehrten Mythos aufgebaut, der den Judenhass in einem Deutschenhass verwandelte: die Deutschen bildeten ein böses Volk. Diese Reaktion auf dem Nazismus, die den Nazismus als typisch Deutsch hält und ein Überlegenheitsgefühl enthaltet, ist also gefährlicher, weil sie verfänglicher, versteckter ist und ruht genau so auf eine völkische mythische Ideologie. [...]
[...] Die anderen Länder nützen es als Vorwand, um sich mit diesem Problem nicht auseinander zu setzen. Der Autor lenkt die Aufmerksamkeit darauf: „Diese Art, Vergangenheit zu „bewältigen“, ist nicht nur steril, sondern geradezu verdächtig. Mehr und mehr nimmt sie die zeremoniellen Formen einer Teufels-Austreibung (Z.10-12), vermute, dass sie ( . ) der ganzen Welt zum Halse heraushängt.“ Darüber hinaus kann gesagt werden, dass die Mystifikation des deutschen Volks als böses Volk, den anderen Ländern dazu dient, ihre eigene Verantwortung nicht in Frage zu stellen. [...]
[...] Im Text wird auf diese Weise klar bestätigt, dass der Nazismus kein nationales Problem der Deutschen ist: kann den staatlich verordneten Massenmord im industriellen Ausmaß nicht für ein nationales Problem der Deutschen halten.“ (Z. 17-19). Damit kommt zum Vorschein, dass der Autor den Begriff einer kollektiven Schuld der deutschen Nation ablehnt. Er geht noch weiter, indem er sagt: „Ebenso langweilig sind die monotonen Selbstanklagen, die man seit 1945 aus unserem Lande hört.“ (Z.25- 27). Ihm zufolge, verdienen also die Selbstanklagen seit 1945 keine Interessen. [...]
[...] Hans Magnus Enzensberger, Auschwitz ein nationales Problem der Deutschen? Nach dem zweiten Weltkrieg war Deutschland völlig zerstört. Nicht nur auf eine wirtschaftliche und eine geopolitische Ebene musste sich das Land wieder aufbauen, sondern auch auf eine moralische und psychische Ebene. In der Nachkriegszeit haben die Deutschen die Vergangenheit eher verdrängt, die die Gräueltaten beinhaltet, die während des Kriegs von den Nazis ausgeübt worden sind. Aber in den sechziger Jahren kam es zu einer neuen Bewusstwerdung dieser Nation, die als eine Gruppe von Menschen zu verstehen ist, die über eine gemeinsame Geschichte, Sprache, Kultur und Vergangenheit verfügen, und die sich aber dessen bewusst sind und dazu bekennen. [...]
[...] In diesem Text prangert er eine mystifizierte Darstellung der deutschen Geschichte an. Die Problematik, die im Text aufgeworfen wird, ist die folgende: ist der Nazismus typisch deutsch? Zwar ist der Nazismus auf eine bestimmte Weise kein exklusives deutsches Problem, aber diese Reaktion auf dem Nationalsozialismus ist sogar eine mystifizierte Darstellung der deutschen Geschichte und kann gefährlich wirken. Dem Autor zufolge, kann der Nazismus kein typisch deutsches Problem sein, und dafür benutzt er zwei Hauptargumente, die hier erörtert werden sein müssen: einerseits die Verwandlung des Judenhasses in einem Deutschenhass und andererseits die Ablehnung der Möglichkeit einer Kollektivschuld. [...]
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