Das Zitat des Historikers Klaus Schwabe bietet einen Gesamtüberblick über die Außenpolitik Konrad Adenauers. Schwabes These setzt Adenauers Streben nach Frieden („Kriegsverhinderung“) in die Mitte eines Komplexes, dessen Basis die angeblich „überzeugend vertretene Einigkeit und Stärke des Westens“ gewesen ist. Als wichtigstes Instrument zur Durchsetzung dieses Strebens nennt der Historiker „die Westbindung“ der BRD, das heißt die Eingliederung des westlichen Teils Deutschlands in die westliche Staatengemeinschaft. Mehrere Aspekte dieses Zitats erweisen sich als problematisch. Sie werden unter Berücksichtigung folgender Leitfrage kritisch analysiert: Lässt sich die adenauersche Politik ausschließlich auf das Konzept einer auf Kriegsverhinderung zielenden Westbindung reduzieren? Um diese Frage zu beantworten und die Haltbarkeit Schwabes Zitats zu prüfen, werden wir uns auf eine dreiteilige Argumentation stützen. In einem ersten Moment werden die außenpolitischen Prioritäten Adenauers behandelt. Dadurch werden wir das Wesen seiner Außenpolitik im Verhältnis zu dem von den Siegermächten gefolgten Kurs erklären versuchen. Die zweiten und dritten Teile werden sich chronologisch ergänzen. Da werden die Deutschlandinitiativen Adenauers zwischen den Jahren 1955-1958, zum einen, und den Jahren 1958-1963, zum anderen, untersucht. Mit dieser Analyse wird gezeigt, dass bestimmte Initiativen des Kanzlers in der Wiedervereinigungsfrage zwar zu machtpolitischen Zwecken instrumentalisiert worden sind, aber dass einige davon aufrichtig darauf gezielt haben, das oberste Ziel der Deutschen in durchsetzbare Politik umzusetzen. Damit werden wir den Kern Schwabes These – „Die Politik Adenauers war insgesamt auf Kriegsverhinderung gerichtet“ – relativieren können.
[...] Dem Abschluss dieses Vertrages folgte eine deutsch-amerikanische Auseinandersetzung über die Konsequenzen einer Annäherung, die den Anschein erweckte, als wollte de Gaulle seine Vormachtstellung durch die Entstehung eines dritten Kraftzentrums ausbauen. Entspannung und Wiedervereinigung. Zur adenauerschen Deutschlandpolitik in den Jahren 1955-1958 Von der Opposition und der öffentlichen Meinung auf Initiativen gedrängt Nach der Besprechung der außenpolitischen Prioritätenliste Adenauers werden nun seine deutschlandpolitischen Vorstellungen und Initiativen in den Jahren 1955-1958 kritisch analysiert. Dabei werden wir uns fragen, ob seine Initiativen in der Wiedervereinigungsfrage des Bundeskanzlers als bloßes politisches Machtinstrument zu verstehen sind, oder ob sie tatsächlich darauf gezielt hat, das oberste Ziel der Deutschen in machbare und durchsetzbare Politik umzusetzen. [...]
[...] In diesem Zusammenhang muss man Schwabe recht geben: Westbindung der Bundesrepublik Deutschland war [ ] das dominante sicherheitspolitische Strukturprinzip“ Adenauers Politik. Nie ging der Kanzler von seinem Streben nach Sicherheit ab. Jedoch scheint uns gelinde übertrieben zu behaupten, seine Politik wäre insgesamt auf Kriegsverhinderung gerichtet gewesen. Dadurch vertritt Schwabe die These, dass keine Ostpolitik unter Adenauer stattgefunden hat. Wenn der Kanzler zwischen 1955 und 1963 Initiativen in der Wiedervereinigungsfrage ergriff, die eindeutig darauf gezielt haben, die Alliierten und die Öffentlichkeit für sich zu gewinnen in diesem Rahmen war diese Frage eine Frage des Machterhalts und der Innenpolitik so hat er aber auch in Anbetracht der humanitären Situation der DDR sein langfristiges Wiedervereinigungskonzept geändert, und eine aufrichtige Wiedervereinigungspolitik betrieben. [...]
[...] Im Hintergrund dieser Politik stand aber ständig seine Sicherheitsneurose, welche ihn dazu veranlasste, zu seinen alten Vorstellungen zurückzukehren, sobald die Situation wieder ernst wurde. [...]
[...] Die Politik Adenauers war insgesamt auf Kriegsverhinderung gerichtet, gestützt auf überzeugend vertretene Einigkeit und Stärke des Westens. Die Westbindung der Bundesrepublik Deutschland war in diesem Verständnis das dominate sicherheitspolitische Strut Bibliographische Hinweise - Görtemaker, Manfred: Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Von der Gründung bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main: Fischer - Steininger, Rolf: Deutsche Geschichte. Darstellung und Dokumente in vier Bänden, Bd und Bd Frankfurt am Main: Fischer Das Zitat des Historikers Klaus Schwabe bietet einen Gesamtüberblick über die Außenpolitik Konrad Adenauers. [...]
[...] Überlegungen der Menschlichkeit spielen hier für uns eine noch größere Rolle als nationale Überlegungen.“ Hat Adenauer an die Durchsetzung dieses Vorschlages geglaubt oder wollte er damit der Öffentlichkeit signalisieren, dass er bis zum Ende alles versucht hatte, um die Wiedervereinigung zu erreichen? Eins scheint jedoch sicher. Diese Idee eines Burgfriedens instrumentalisierte er ein Jahr später anlässlich der Besuchs Kennedys in West-Berlin (Juni 1963) zu außenpolitischen Zwecken (Protokoll der Unterredung zwischen Bundeskanzler Adenauer und US-Präsident Kennedy am 24. Juni 1963). Eine merkliche Abkühlung der deutsch- amerikanischen Beziehungen war der Unterzeichnung des Elysée-Vertrags gefolgt. [...]
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