Im sowjetischen Modell ist der Totalitarismus mit dem ökonomischen Projekt eng verbunden. Durch dieses Projekt – und die Kraft der marxistischen Doktrin – sollte die Veränderung der Menschen möglich werden. Nach dem Kriegskommunismus und der anschließenden NÖP-Erfahrung stellte sich die Frage, ob man diese NÖP (Neue Ökonomische Politik) weiterführen und wirtschaftliche Mischformen zwischen Kollektivisierung und Privateigentum akzeptieren solle. Kann man durch die NÖP einen etappenweisen Veränderungsprozess des menschlichen Verhaltens bewahren? Oder wird man anhand der Zurückhaltung der Bevölkerung dazu gezwungen, eine sogennante „Revolution von Oben“ zu verwirklichen, durch welche der besagte Prozess beschleunigt wird.
Rückblickend ist eine deutliche Trennung, eine Wende, zwischen der angeblichen Liberalisierungsperiode der NÖP und dem Stalinismus zu beobachten. Dem Anschein nach gilt die NÖP als eine ökonomische Liberalisierungsperiode; im Gegensatz dazu könnte der Stalinismus als eine Rückkehr zu sozialistischen Normen beobachtet werden. Die Bedeutung dieser Wende hat mehrere unterschiedliche Probleme zur Folge. Zunächst was die ökonomischen Strategie betrifft. Ganz einfach: warum diese Wende? Zweitens im Bereich des ökonomischen Realismus. Die Reihe der unterschiedlichen ökonomischen Systeme wirft die folgende Frage auf: welches ökonomische System für die neue sowjetische Macht? Dieses System muss der sowjetischen Lage angepasst sein (Geographie, Bevölkerung...): wenn nicht, kann der Zusammenbruch des Systems vermieden werden? Drittens im ideologischen Bereich. War die NÖP ein rasches Synonym für den Kapitalismus? Galt der ökonomische Stalinismus im Gegensatz zur marxistischen – oder zumindest kommunistischen – Doktrin als eine ideologische Rückkehr? Hat eine kommunistische Ökonomie sozusagen existiert? Hier ist die Frage einer Diskrepanz zwischen der Theorie und der Realität zu diskutieren.
[...] Diese drei Problemarten sind also im Übergang von der NÖP zum Stalinismus zu beobachten. Drei Perioden können hervorgehoben werden: die NÖP, das Ende der NÖP und die offenkundige Frage einer eventuellen Alternative, und dann der Stalinismus. I. Im Namen des Überlebens des sowjetischen Staates: die NÖP, zwischen Erfolg und Enttäuschungen Die NÖP als eine notwendige Pause für die Regierung und die Gesellschaft 1921 war Russland ausgeblutet. Petrograd hatte zwei Drittel seiner Bevölkerung verloren, Moscow die Hälfte. Die Agrarproduktion war um die Hälfte gesunken und die Trockenheit hatte in 1921 eine Hungerkatastrophe ausgelöst. [...]
[...] 585-594. Patrice Touchard, Christine Bermond-Bousquet, Patrick Cabanel und Maxime Lefebvre, Le siècle des excès. De 1870 à nos jours. Paris 2002. S 585. Ibid. S 587. Paul R. Gregory, the political economy of Stalinism. Cambridge 2004. S 28. P. Touchard, ibid. S 588. Stefan Plaggenborg, Stalinismus : neue Forschungen und Konzepte. [...]
[...] Was die Autoritäten betraf, bezog sich nicht die Frage auf eine eventuelle Kraftsverwendung sondern mehr auf die Intensität dieser verwendeten Kraft. Die Geschichte dieses diktatorischen Zwanges besteht also in eine Wechselhaftigkeit zwischen einer ungenügenden und einer unerträglichen Unterdrückung.[26] 4. Die Frage eines Stalinismus ohne Stalin bleibt offen. Ein Überblick über den ökonomischen Stalinismus wirft eine weitere Frage auf: war der Stalinismus ohne Stalin möglich? Wenn Stalin allein daran schuld war, ein verheerendes und repressives System einrichten zu haben, hätte vielleicht das ursprüngliche sowjetische System mit einem anderen Führer überleben können. [...]
[...] Die Grundprinzipien des wirtschaftlichen Stalinismus. Im Wirtschaftsbereich hat Stalin anscheinend seinen Willen durchsetzen können. Die Umsetzung dieser theoretischen Basis hat logischerweise drei Hauptprinzipien zur Folge. Zuerst, der Vorrang der durch die Partei festgelegten Ziele; die materielle, ökonomische und soziale Wirklichkeit muss diesen Zielen untergeordnet sein. Durch die zentralisierte und autoritäre Planung sowie durch den Vorrang für die Grundbetriebseinrichtungen wurde die Verstärkung der Staatsrolle de facto gerechtfertigt. Die Natur musste den Bedürfnissen der Gesellschaft unterworfen sein. Zweitens galt die Kollektivierung der Landwirtschaft als eine absolute Vorraussetzung für die Verwirklichung der sowjetischen Gesellschaft, was von Stalin selbst erklärt worden war: wichtigste Aufgabe des ersten Fünfjahresplans bestand darin die kleine zersplitterte ländliche Wirtschaft in eine starke kollektive Wirtschaft zu verwandeln, dadurch die wirtschaftliche Basis des Sozialismus im ländlichen Bereich zu stärken und somit eine Rückkehr des Kapitalismus in der UdSSR zu verhindern“.[21] Schließlich musste die Gesellschaft von einem bürokratischen System geleitet sogar angeführt) werden. [...]
[...] Die Existenz eines Stalinismus ohne Stalin bleibt offen. Zweitens zur Frage des ökonomischen Realismus. Hier kann man nur einen Überblick über die Geschichte der Reformen in der UdSSR skizzieren. Was diese Reformgeschichte betrifft, so überwiegt der Eindruck des ständigen Scheiterns (der Kriegskommunismus, die NÖP in gewisser Hinsicht, Chruschtschow und die Reformen von Liebermann unter Breschnew später . Welches ökonomische System gibt es für diesen Raum? Diese Frage blieb offen und hatte den Zusammenbruch der UdSSR am Ende der 80er Jahre zur Folge. [...]
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