Heutzutage erfreut sich der Name Richard Coudenhove-Kalergi keiner breiten Bekanntheit. Dennoch ist er derjenige, der in der Zwischenkriegszeit durch seine „Paneuropa-Union“ massiv zur Bildung eines europäischen Gefühls beigetragen hat. So scheint er, die Rolle des Vorreiters des europäischen Einigungsprozesses zu spielen. Es besteht hier allem Anschein nach ein großes geschichtswissenschaftliches Paradox, deren Lösung wir im Laufe dieser Analyse versuchen werden.
In Beziehung auf diese Analyseorientierung wird unsere Fragestellung folgende: Welcher war der Anteil Coudenhoves und seiner Paneuropa-Union an dem europäischen Einigungsprozess? Wie spiegelt die Entwicklung Coudenhoves Engagement im Laufe des 20. Jahrhunderts die Fortschritte der europäischen Annäherung ebenso wie ihre Rückschläge wider?
Infolge dieser Fragestellung unterscheidet unser Analysemodell zwischen zwei Zeiträume. Daher skizziert der inhaltliche Teil dieser Analyse einleitend die überwiegend erfolgreiche Phase Coudenhoves europäischen Engagements, d.h. in der Zwischenkriegszeit. Ein zweiter Abschnitt stellt die verschiedenen Schwierigkeiten, auf die Coudenhove-Kalergi in der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod stieß.
[...] Doch ein französisches Ereignis sollte Coudenhove-Kalergi neue Hoffnungen geben, und zwar die Machtübernahme durch de Gaulle 1958. De Gaulle und Coudenhove standen seit 1943 in Kontakt. Als er 1958 räsident wurde, richtete der Paneuropäer alle seine Hoffnungen auf ihn. Dies entspricht sowieso seiner lebenslangen Überzeugung, dass der Kontakt mit den Grossen Persönlichkeiten wesentlich war, weil die „Grosse Dinge von den Grossen Männern verwirklicht werden“. Seinerseits betrachtete de Gaulle diese usammenarbeit auch als ein Mittel, seine außenpolitischen Auffassungen durch eine von ihm kontrollierte PEU zu verbreiten. Im Mai 1960 entstand eine französische Sektion Paneuropa in Frankreich. [...]
[...] Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S Ibidem, S Ibidem, S.41. Ibidem, S.42. Ibidem, S.42. Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S Vittorio Pons, L'homme et le Mouvement, in Coudenhove-Kalergi, Le Pionnier de l'Europe Unie, Centre de recherches européennes, Lausanne S Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S Vittorio Pons, L'homme et le Mouvement, in Coudenhove-Kalergi, Le Pionnier de l'Europe Unie, Centre de recherches européennes, Lausanne S Vittorio Pons, L'homme et le Mouvement, in Coudenhove-Kalergi, Le Pionnier de l'Europe Unie, Centre de recherches européennes, Lausanne S Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S Vittorio Pons, L'homme et le Mouvement, in Coudenhove-Kalergi, Le Pionnier de l'Europe Unie, Centre de recherches européennes, Lausanne S Vanessa Conze, Richard Coudenhove-Kalergi, Umstrittener Visionär Europas, Muster-Schmidt Verlag, Zürich S. [...]
[...] In seinem Buch erklärt auch Coudenhove-Kalergi eindeutig die verschiedenen Phasen des Einigungsprozesses Europas. Anfang dieses Prozesses musste eine paneuropäische Konferenz nach Coudenhove-Kalergi sein, um eine Verhandlung zwischen den europäischen Nationen zu ermöglichen. Zweitens musste diese Konferenz ein „paneuropäisches Büro“ als Dauereinrichtung rufen, und den Abschluss eines „Schieds- und Garantievertrages“ ermöglichen. Drittens musste zwischen den Nationen eine Zollunion aufgebaut werden. Nach dieser dritten Stufe würde Europa ein „politisch-wirtschaftliches Zweckbündnis“ bilden. Aus diesem paneuropäischen Zweckbündnis sollte sich auf Dauer ein Staatenbund der „Vereinigten Staaten Europas“ entwickeln. [...]
[...] Dennoch muss man bemerken, dass er diese Auffassungsänderungen nach dem Krieg aufgab. Insgesamt konnte also Coudenhove-Kalergi kaum etwas Substantielles in den USA erreichen. Seine konkreten politischen Vorschläge fanden keinen Eingang in die Nachkriegsplanungen der USA. Dennoch war er zu einem gewissen ekanntheitsgrad dank seines Aktivismus und seiner Arbeit als Professor gekommen. Coudenhove-Kalergi kehrte erst im Juni 1946 nach Europa zurück, so dass er auf eine gewisse Konkurrenz traf. Er glaubte nämlich, dass er durch die Wiedergründung seiner Bewegung die sich aus dem Krieg ergebenden Europabegeisterung kanalisieren konnte. [...]
[...] Doch Coudenhove wollte unrealistisch alle diese Organisationen unter seiner Führung bringen. Wegen dieser egozentrischen Position kam es zu ivalitäten und Spannungen. Wegen dieser Konkurrenz verzichtete Coudenhove-Kalergi auf die Neubegründung seiner Organisation, und entschied sich für eine andere Form der Umsetzung seiner Pläne. Während die UEF und UEM die nationalen politischen Kreise als veraltete Akteure betrachteten, erklärte Coudenhove, dass die Zukunft der europäischen Einigung nur im Rahmen der Zusammenarbeit zwischen den ationalstaaten erfolgen konnte. So gab er seine Exilauffassung (für einen Bundesstaat) auf. [...]
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